Volleyball:Periodisierte Packung

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Herrsching unterliegt Mit-Aufsteiger Lüneburg 0:3

Von Julian Ignatowitsch, Lüneburg/Herrsching

Pausen gönnen sie sich in Herrsching nur selten. Trainer Max Hauser ist ein unaufhörlicher Arbeiter, Volleyballtrainer und -spieler eigentlich nur im Nebenberuf. Doch für den selbsternannten "Geilsten Club der Welt" opfert Hauser fast seine komplette Zeit abseits des Lehrerdaseins. Wie früher in der Bayernliga so auch heute in der Bundesliga. Der Verein ist sein Projekt, das wöchentliche Arbeitspensum liegt schnell mal bei 80 Stunden oder mehr. Wenn Hauser seiner Mannschaft also eine einwöchige Pause verordnet, wie vor dem Spiel in Lüneburg, muss das einen Grund haben. "Wir wollen Verletzungen vorbeugen und den Spielern die Möglichkeit geben, mental aufzuladen", erklärte Hauser die trainingsfreien Tage, die er seinem Team zwischen Weihnachten und Neujahr zugestand.

Das Resultat nach der Pause liest sich weniger schön: Herrsching verlor das erste Spiel des neuen Jahres bei der SVG Lüneburg am Samstagabend 0:3 (14:25, 20:25, 19:25). "Ich habe das befürchtet", sagte Hauser. "Ein paar Tage ohne Training schlagen bei uns sofort rein."

Im ersten Jahr in der Bundesliga tastet sich Herrsching nach wie vor mit jedem Spiel an das höhere Niveau heran. Trotzdem ist der Sportwissenschaftler davon überzeugt, dass diese "periodisierte Pause", wie er es nennt, sich mittelfristig auszahlen wird: am Ende einer langen Saison, in der Endrunde im März. Nach dem Lizenzentzug Dresdens ist das vorrangige Ziel, der Klassenerhalt, ohnehin schon geschafft und Herrsching auf jeden Fall in den Pre-Playoffs am Start. Die Saison geht also länger als ursprünglich geplant. Darauf reagiert Hauser und nimmt auch mal eine Niederlage in Kauf. "So wie Lüneburg gespielt hat, wäre es so oder so sehr schwer und wir krasser Außenseiter gewesen."

Lüneburg präsentiert sich derzeit in Topform, hat gerade überraschend das Pokalfinale erreicht - und dementsprechend um den Jahreswechsel herum auf Regeneration verzichtet. "Sie haben bockstark gespielt", meinte Hauser. Er erkannte an, dass seine Mannschaft an diesem Tag wie schon beim 0:3 im Hinspiel zu Hause chancenlos war. "Sie haben eines der besten Teams der Liga", sagt Hauser. Lüneburg ist zwar wie Herrsching Aufsteiger, aber die Mittel im Norden sind andere, liegen weit über den 300 000 Euro der Oberbayern. Da spricht es für die Herrschinger, wenn beide Mannschaften vor dem Wochenende nur ein Tabellenplatz und vier Punkte trennten. Den fünf international erfahrenen Topspielern auf Seiten der Gastgeber konnte Herrsching lediglich den australischen Nationalspieler Luke Smith entgegenstellen - und der hatte am Samstag nicht seinen besten Tag erwischt und ungewohnt große Probleme in der Annahme. Bei Lüneburg überzeugte dagegen einmal mehr der Niederländer Tijmen Laane, über den wieder die Mehrzahl der Offensivaktionen lief. Laane ist nach erzielten Punkten der erfolgreichste Außenspieler der Bundesliga. Er allein erzielte im Angriff mehr als halb so viele Punkte wie alle Herrschinger zusammen.

Auftaktprobleme: Luke Smith (li.) und seine Teamkollegen konnten im ersten Spiel des Jahres gegen Lüneburg (re. Carlos Mora Sabate) nicht mithalten. (Foto: J. Simon)

Herrschings erste Angriffsoption Daniel Malescha, zuletzt viel gelobt und vor Weihnachten wesentlich mitverantwortlich für drei Punktgewinne in Folge, war die Trainingspause dagegen anzumerken. Der 20-Jährige verwandelte nur jeden vierten seiner Versuche und schwächelte auch beim sonst so starken Service. "Trotzdem: Seine Entwicklung ist absolut positiv, er wird stetig besser", verteidigte Hauser seinen jungen Angreifer. Für die nächste Saison stehen Verstärkungen dennoch ganz oben auf dem Zettel, um die Mannschaft schwerer berechenbar zu machen und Malescha und Smith zu entlasten.

Herrsching hat nun erst einmal spiel-, allerdings nicht trainingsfrei. Die nächste Bundesliga-Partie in Düren steht erst in zwei Wochen an, anschließend kommt Meister Berlin an den Ammersee - zwei harte Duelle, bei denen man sich auf Niederlagen einstellen muss. Die Zeit dazwischen will der Trainer nutzen, um die Form neu aufzubauen. "Wir werden in den kommenden Wochen sehr viel und intensiv trainieren", sagt Hauser.

Ziel in der regulären Saison ist Platz acht und damit ein Heimspiel in den Pre-Playoffs. Auf weitere Pausen müssen die Herrschinger bis März erst einmal verzichten.

© SZ vom 05.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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