SpVgg Unterhaching: Jugendkonzept:Gespräche, die weh tun

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Für ihr neues Jugendkonzept muss die SpVgg Unterhaching erst einmal Spieler aussortieren - Nahuel Fioretto ist bereits weg.

Andreas Liebmann

Seit Wochen habe er auf ein Zeichen gewartet, hat Klaus Augenthaler vor einigen Tagen bei der Jahreshauptversammlung der SpVgg Unterhaching gesagt; ein Zeichen, wohin der Weg des Fußball-Drittligisten führen soll. Inzwischen hat der Trainer eine Ansage bekommen: Die SpVgg will auf die Jugend bauen und die Kosten des Profibereichs halbieren. Es müssen also Spieler gehen.

Hat sich von seinen Mitspielern und dem Trainer verabschiedet: Nahuel Fioretto ist offenbar nach Argentinien heimgekehrt. (Foto: Claus Schunk)

Die Zeit der "Gespräche, die weh tun", wie Augenthaler sagt, läuft, und es ist - wenn man so will - ein erster Erfolg zu vermelden: Nahuel Fioretto ist offenbar in seine Heimat zurückgekehrt. Sportdirektor Francisco Copado hat den Argentinier vor der Saison geholt und will seinen Weggang nicht bestätigen, doch Fakt ist, dass Fioretto sich von der Mannschaft und per SMS vom Trainer verabschiedet hat. "Der Junge hatte Pech", sagt Augenthaler und meint vier Faserrisse und einen Jochbeinbruch, die den 29-Jährigen von seinem Beruf abhielten. "Es ist bitter für ihn, er hatte sich hier eine Zukunft und vielleicht den Aufstieg erhofft."

Es wird nicht die letzte Enttäuschung sein, wenngleich gar nicht sicher ist, dass die von Mäzen Anton Schrobenhauser geforderten Einsparungen in Höhe von 50 Prozent nötig oder überhaupt zu erreichen sein werden. Zum einen berichtet Copado, dass dank der finanziell entspannteren Lage seit Abwendung der Insolvenz wieder gute Gespräche mit möglichen Sponsoren liefen; andererseits ist ja nicht gesagt, dass man Spieler mit gültigen Verträgen ohne Weiteres loswird. "Wenn die bleiben, ist man mit den Kosten schnell wieder bei 75 Prozent", überschlägt Augenthaler, der jedoch kaum eine Gelegenheit auslässt zu betonen, dass er das neue Konzept mittragen und umsetzen wolle. Er habe zwar einige Anfragen aus der Bundesliga gehabt, zurzeit aber räume er seiner Familie Priorität ein. Davon, dass der Verein die Zukunft mit ihm plane, gehe er fest aus.

In dieser Woche werden sich Präsidium und Trainer zusammensetzen, kündigt Copado an; dass sich in diesem Jahr noch etwas tun werde, schließt er aus. Die Zeit ist knapp, nicht nur Augenthaler würde es begrüßen, noch in der Winterpause einige Trennungen zu vollziehen. "Das wäre ein Traum", sagt er. "Man muss erst Spieler wegbringen, ehe man Junge nachziehen kann. Auf Dauer mit 24 Mann zu arbeiten, ist nicht sinnvoll."

Hoffmann und Kampa sollen bleiben

Bald dürfte der Verein Klarheit darüber erlangen, welche Akteure er gerne veräußern und welche er halten will, wobei diejenigen, die er halten will, vermutlich eher auf Interesse bei anderen Vereinen stoßen. Die Wünsche des Trainers sind relativ klar. Eine Achse erfahrener Führungsspieler solle bleiben, denn nur mit Jungen gehe es nicht: Torwart Darius Kampa zählt er dazu, auch Innenverteidiger Torben Hoffmann, von dem er sagt: "Er hat von Anfang an das gezeigt, was man gehofft hat."

Auch Hoffmann selbst ist zuversichtlich: "Ich gehe schon davon aus, dass ich als Kapitän bleiben werde. Ich habe 16 Jahre Profierfahrung und kann den Jungen helfen." Vorne würde sich Augenthaler Stürmer Marc Nygaard wünschen ("einer, der vom Typ her junge Spieler führen kann"), und, ja: Dann bliebe eben noch ein Mittelfeldspieler. Fioretto wäre das mangels Deutschkenntnissen nicht gewesen, sagt der Trainer. Leandro Grech sei "Herz und Seele" des Teams, bisweilen allerdings zu ruhig. Tim Jerat traue er die Führungsrolle ebenfalls zu, und von seiner fußballerischen Qualität her natürlich auch Robert Zillner. "Aber seine sportliche Zukunft ist halt offen."

So offen auch wieder nicht - Zillners Vertrag läuft im Sommer aus. "Dann ist das Kapitel Haching für mich beendet", erklärt der 25-Jährige, und zwar ohne jede Träne. "Man muss das leider so sagen nach dem, was im letzten halben Jahr hier passiert ist." An ihm wie an Stürmer Mijo Tunjic haben die Amateure des FC Bayern Interesse gezeigt, beide Spieler bestätigen das; mehr wüssten sie allerdings selbst nicht. Zillner will ohnehin viel lieber den Sprung in die Zweite Liga schaffen, wovon ihn vor Monaten eine Verletzung abgehalten hatte.

Tunjic sagt, er habe sich mit Vor- und Nachteilen eines möglichen Wechsels nicht beschäftigt: "Das mache ich erst, wenn sich die Vereine einigen. Mein Vertrag läuft ja noch eineinhalb Jahre." Die Entscheidungen der kommenden Wochen werden sicher noch "dem einen oder anderen wehtun", vermutet er. Hoffmann indes ist froh, dass nach den finanziellen Problemen "wieder Normalität einkehrt". Und Zillner nimmt's mit Humor: "Ich bin gespannt, wer im Januar noch hier ist."

© SZ vom 21.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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