Softball:Weite Wege

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Die eingleisige Bundesliga ist für Haars Softball-Team eine Herausforderung

Von Christoph Leischwitz, Haar

- Das Team jedes Jahr ein bisschen besser machen - das hatte sich Ingo Leven vor neun Jahren zum Ziel gesetzt, als er die Softball-Mannschaft der Haar Disciples übernahm. Zumindest auf dem Papier sieht es so aus, als sei er dieses Mal gescheitert: In den Kampf um die deutsche Meisterschaft konnte der Erstligist nicht entscheidend eingreifen, die Wesseling Vermins gewannen zum dritten Mal in Serie. Dazu hatte Haar im Deutschland-Pokal im Vorjahr noch das Finale erreicht, diesmal war im Halbfinale Schluss. Und all das, obwohl es in Süddeutschland mittlerweile nur noch drei Bundesliga-Teams gibt - und nicht einmal mehr eine zweite Liga.

Doch genau das ist der Grund, warum sich die Disciples diesmal schwerer taten als sonst: Der Süden und der Norden sind zumindest vorübergehend fusioniert. Die eingleisige Liga bedeutete nicht nur weitere Reisen, etwa nach Hamburg, sondern auch ein höheres Niveau über die gesamte Saison hinweg. Außerdem hatten in Friderike Meinck und Christina Müller-Höcker zwei Nationalspielerinnen das Team vor der Saison aus beruflichen Gründen verlassen. Gerade in der Offensive zählten sie als Nummer drei und vier in der Schlagreihenfolge zu den wichtigsten Spielerinnen.

Mit dem Abschneiden im Pokal - zwei Halbfinalniederlagen gegen Neunkirchen (8:10, 5:7) - war Leven zwar unzufrieden. Ansonsten kann er der nun abgelaufenen Spielzeit aber Positives abgewinnen. "Mit den Nord-Teams in einer Liga zu spielen, ist sportlich sinnvoller, für uns war es herausfordernder", sagt der Coach, der nun vieles gefunden habe, an dem er arbeiten könne - um seine Mannschaft eben auch wieder besser zu machen für künftige Aufgaben. Die Konstanz habe allerdings gefehlt: Nach den namhaften Weggängen und vielen Trainingsabsenzen im April spielte die Mannschaft im Mai unerwartet gut, doch dann setzte der Schlendrian ein, erst gegen Ende der Saison fingen sich die Spielerinnen wieder. Und so müssen sie nun zusehen, wenn am kommenden Sonntag die Hamburg Knights und die Neunkirchen Nightmares ausgerechnet im heimischen Sportpark Eglfing den Deutschlandpokal ausspielen - übrigens im Rahmen des Jugend-Länderpokals, in dem auch Bayern vertreten ist. Für die Disciples Ladies hätte die Finalteilnahme also nicht einmal einer weiten Anreise bedurft.

Leven geht davon aus, dass es auch in der kommenden Saison eine eingleisige Bundesliga geben wird, auf Dauer könne das aber keine Lösung sein. "Man sollte es vielleicht so machen wie zu Gründerzeiten der Bundesliga, da lief alles dreigleisig", sagt der Trainer, der zugleich Ligasprecher ist. Zwar gebe es im Moment nicht viele höherklassige Mannschaften. Das liege aber auch daran, dass viele schlicht den logistischen Aufwand scheuten. "Man sollte das zumindest einmal anbieten", plädiert Leven für eine Aufteilung der Liga.

Für nächstes Jahr stehen wohl erneut lange Reisen an. Aber auch ein Derby: Die Freising Grizzlies steigen nach fünf Jahren Abwesenheit aus der Bayern- wieder in die Bundesliga auf. Vor mehr als einem Jahrzehnt hatte Leven mit den Grizzlies das geschafft, was er mit den Disciples noch erreichen will: den Gewinn der deutschen Meisterschaft.

© SZ vom 10.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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