SC Isaria: Aufstieg in die Oberliga:Der harte Kern

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Mit wenig Geld und vielen einheimischen Talenten hat sich Unterföhring in die höchste bayerische Klasse durchgerungen. Jetzt reizt den SC Isaria die 2. Liga. Athleten von Außerhalb sollen aber die Ausnahme bleiben.

Stefan Galler

Eines wissen sie in Unterföhring ganz genau: Die alten Fehler machen sie bestimmt nicht noch einmal. Damals, Mitte der neunziger Jahre, als der SC Isaria erstmals in die höchste bayerische Ringerklasse aufstieg, versuchte man dem Erfolg nachzuhelfen. Und zwar mit Geld: Der Bulgare Dermentiev und vor allem der Ukrainer Bouslovic, in Atlanta 1996 olympischer Silbermedaillengewinner, wurden in den Landkreis München geholt, die Isaria-Ringer wurden zweimal Zweite - und mussten 1998 doch den Weg zurück in die Bayernliga antreten. "Damals hat das Sponsoring stark nachgelassen, wir konnten aus finanziellen Gründen nicht mehr weitermachen", sagt Willi Schindler, Sprecher und Vorstandsmitglied des Vereins.

Christian Axenbeck (rotes Trikot) und der SC Isaria gehen zuversichtlich in die Oberliga-Saison. 2011 bekommen Unterföhrings Ringer und Turner eine eigene Halle für 17,5 Millionen Euro. (Foto: Ulla Baumgart)

Die Isaria-Chefs entschlossen sich, ganz unten wieder anzufangen. Mit Eigengewächsen und verdienten Routiniers wollte man langfristig zurück in die Erfolgsspur - und war 2004 schon wieder oben. Nun, nach einem weiteren Abstieg, ist der SC nun zum dritten Mal in die Oberliga vorgedrungen. "Diesmal werden wir bestehen können", sagt Schindler. "Die Mannschaft bleibt zusammen und ist mittlerweile erfahren genug, um sich zu behaupten."

Das war vor ein paar Jahren noch anders. Damals kämpften Schüler in der Männermannschaft. Doch die Küken von einst sind flügge geworden: "Bei uns steht kein einziger Athlet im Kader, der nicht schon einmal auf einer Deutschen Meisterschaft gewesen ist", sagt Schindler. Auf externe Zugänge wurde in dieser Saison verzichtet, sieht man von dem in München lebenden Bulgaren Robert Bakardzhiyski, dem afghanischen Asylbewerber Qadesi Hafisola und dem aus beruflichen Gründen nach München umgezogenen Mohamed Zeggai (TuS Aldenhoven) ab. Alle anderen sind im eigenen Verein groß geworden; in Andi Walter, Robert Kutschmann, Julian Stadlbauer und Andreas Zellermayr rücken vier Athleten aus der Jugend auf.

"Unser Jahresetat beträgt 8000 Euro, das zahlen andere Vereine einem einzigen guten Legionär", sagt Schindler. Besonders stolz ist man beim SC Isaria auf Christian Axenbeck, 2007 Zweiter der deutschen Juniorenmeisterschaften im Freistil, damals in der Klasse bis 74 Kilogramm, mittlerweile knapp 84 Kilo schwer. "Er ist unser Vorzeigeathlet, und wir sind froh, dass er uns trotz einiger Angebote aus langjähriger Verbundenheit die Stange gehalten hat", sagt Schindler.

Axenbeck, dessen Schwester Sabrina schon bei Weltmeisterschaften angetreten ist, ist nicht der einzige Ringer aus dem Oberliga-Kader mit beachtlichen Meriten: Die Brüder Sandro und Marco Punzo kämpfen für Österreich und waren wie der Grieche Marcos Theodoridis bei zahlreichen internationalen Wettbewerben am Start. "Unser Team besteht aber nicht nur aus Stars, sondern vor allem aus Leuten, die seit Jahren den Kern bilden", sagt Isaria-Vizepräsident Herbert Kreuzer.

Wenn die beiden Cheftrainer der ersten Mannschaft, Stefan Hof stetter (griechisch-römisch) und Andreas Walter (Freistil), nicht da sind, leitet Kreuzer das Training. Seine Saisonprognose fällt optimistisch aus: "Das Team hat Potential, und wir haben im letzten Jahr beim Titelgewinn in der Bayernliga gesehen, was Euphorie alles auslösen kann. Ziel ist das vordere Drittel." Dazu muss man wissen, dass in der Oberliga in dieser Saison, die für Unterföhring am Samstag (19 Uhr) mit dem Heimkampf gegen Titelfavorit Johannis Nürnberg II beginnt, nur sieben Mannschaften starten - das obere Drittel bedeutet nichts anderes als Rang eins oder zwei.

Eine gute Platzierung sei auch dringend nötig, so Kreuzer: "Wir bekommen 2011 von der Gemeinde eine wunderbare neue Halle, das setzt uns unter Druck." Rund 17,5 Millionen Euro lässt sich Unterföhring den Anbau ans Sportzentrum an der Jahnstraße kosten, nur die Ringer und die TSV-Turner sollen die topmodernen Anlagen nutzen. Angesichts derartiger Rahmenbedingungen träumt mancher schon von der 2. Bundesliga.

Kreuzer wehrt sich dagegen nicht: "Wenn die Jungs es wollen, können wir auch dieses Abenteuer wagen. Obwohl wir wissen, dass wir nur mit eigenen Leuten dort nicht bestehen können." Von der Klub-Philosophie will man dennoch nicht abrücken: "Nur wenn wir unbesetzte Gewichtsklassen hätten, würden wir uns umsehen", sagt Kreuzer. "Aber eigene Ringer ausbremsen? Auf keinen Fall."

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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