Poolbillard:Neue Dimension

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Dachau und Fürstenfeldbruck messen sich im "Spiel der Spiele"

Von Johannes Heil, Dachau/Fürstenfeldbruck

Auf der Homepage des BSV Dachau läuft ein Countdown, der am Sonntag um 14 Uhr seinen Nullpunkt erreicht. Die billardbegeisterten Dachauer fiebern schon auf das Ende dieses Countdowns hin, denn dann empfängt der BSV in der Billard-Bundesliga den Lokalrivalen BSV Playhouse Fürstenfeldbruck zum zweiten Teil des " Spiels der Spiele" - der erste Teil findet am Samstag um 14 Uhr in Fürstenfeldbruck statt. Die Vorbereitungen laufen längst, "bei uns herrscht operative Hektik an allen Fronten", sagt Dachaus Vorsitzender Andreas Huber über den "immensen Organisationsaufwand". Schließlich gilt es, "das Billardsport-Highlight in Deutschland auszurichten."

Die Brucker freuen sich ebenfalls auf das Duell, auch weil bei ihnen zum ersten Mal im Rahmen des Derbys die sogenannte "Action-Arena" zum Einsatz kommt, ein von den üblichen Tischen abgetrennter, mit Tribünen umrundeter Billardtisch. Auf den Rängen können 70 bis 80 Menschen dem Spielgeschehen folgen. "Insgesamt rechnen wir mit 150 Zuschauern", kündigt Brucks Vorstand Stefan Klein an. Die Dachauer rechnen ihrerseits gar mit gut 250 Zuschauern - für Billard-Spieltage völlig ungewöhnliche Dimensionen.

Nüchtern betrachtet sind die beiden Partien zwei völlig normale Bundesliga-Spiele, Dachau ist hinter Serienmeister BC Oberhausen zurzeit Zweiter, zwei Plätze vor Bruck. Doch die schnöde Tabelle vermag nicht zu vermitteln, was die beiden Aufeinandertreffen den Vereinen bedeuten. Mehr als die sechs Punkte, die maximal für die Klubs herausspringen können, sehnen sich beide Seiten nach dem Wanderpokal, den der Sieger des "Spiels der Spiele" für ein Jahr lang in seine Vitrine stellen darf. Fußballbegeisterten dürfte das Erscheinungsbild des Pokals bekannt vorkommen - die Trophäe ähnelt dem Henkelpott der Champions League.

16 Einzelpartien werden an den beiden Bundesliga-Spieltagen insgesamt ausgespielt. Wer davon mehr für sich entscheiden kann, darf sich für ein Jahr als "Stern des Südens" feiern lassen, wie das Aufeinandertreffen bis voriges Jahr geheißen hatte. Bei Punktgleichheit entscheidet die höhere Anzahl gewonnener Sätze, sind auch diese gleich, gibt es ein Entscheidungsspiel. Die ersten beiden Vergleiche 2012 und 2013 konnten die Brucker für sich entscheiden, im vergangenen Jahr siegte Dachau das erste Mal.

"Das ist wie früher Bayern gegen Sechzig": Brucks Topspieler Roman Hybler freut sich auf das Duell mit seinem ehemaligen Klub Dachau. (Foto: Günther Reger)

Die Spieler seien schon "motiviert bis ins Mark", sagt Huber. Auch wenn der Mannschaftsführer der Dachauer, die deutsche Billard-Legende Ralf Souquet, erst am Freitagmorgen um fünf Uhr in München landet, da er derzeit noch ein Turnier in China spielt. Huber sieht darin aber kein Problem: "Ralf macht das seit 30 Jahren. Außerdem spielt er auch direkt aus dem Flugzeug nicht so schlecht." Für Fürstenfeldbrucks Mannschaftsführer, den tschechischen Topspieler Roman Hybler, ist das Aufeinandertreffen mit Dachau eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: 2005 und 2006 wurde er mit den Dachauern deutscher Meister. "Die Stimmung bei den beiden Spielen ist im Billard einzigartig in Deutschland", findet Hybler, und lobt seinen Klub: "Was unser Vorstand bei dem Heimderby immer auf die Beine stellt, ist bemerkenswert." Der Tscheche stellt außerdem einen Vergleich zum Fußball an: "Das ist wie früher Bayern gegen 1860, einfach ein echtes Derby." Wer am Ende gewinnt, könne man nur schwer prognostizieren: "Beide Mannschaften haben vier absolute Topspieler in ihren Reihen. Kleinigkeiten werden den Ausschlag geben."

Das Momentum könnte indes der BSV Dachau auf seiner Seite haben. Am jüngsten Spieltag Anfang Dezember setzten sich die Dachauer zu Hause gegen Tabellenführer Oberhausen souverän mit 7:1 durch und verbesserten sich auf den zweiten Tabellenplatz, während die Brucker gegen Oberhausen verloren und auf den vierten Rang abrutschten. Daher sieht Brucks Vorstand Klein Dachau in der Favoritenposition: "Wenn man sieht, wer bei Dachau alles in der Mannschaft spielt, weiß man, dass es für uns nicht einfach wird." Dennoch sei es das erklärte Ziel, das Spiel der Spiele zum dritten Mal für sich zu entscheiden. "Wenn es gut läuft, dann können wir auch gewinnen." Die Dachauer fühlen sich in ihrer leichten Favoritenrolle offenbar wohl: "Wir haben eine wahnsinnig starke Mannschaft. Auf dem Papier sind wir Favorit", sagt Huber selbstbewusst.

Abseits des sportlichen Wettstreits sind sich beide Vereine zumindest in einem Punkt einig: Events wie das Spiel der Spiele müssten die Zukunft des Billardsports in Deutschland sein. "Solche Veranstaltungen sind ein großer Schritt in die richtige Richtung", findet Klein. Man müsse weg von der gewohnten Sterilität des Sports. "Wir brauchen Stimmung und Fans, die die Sportler unterstützen." Aus diesem Grund habe man auch die Action-Arena gebaut. In Dachau, wo Huber seit geraumer Zeit ein Umdenken beim Verband in Sachen Vermarktung des Sports fordert, ist man sowieso dieser Ansicht. Als Stimmungseinheizer dient dort am Wochenende der eigene Fanklub "Pooligans". "Die Jungs drehen seit zwei Wochen schon völlig durch", sagt Huber. Auch neue Flyer und Banner haben die Pooligans schon organisiert .

© SZ vom 09.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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