MSC Olching:Am Ziel statt am Ende

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Ein täglicher Kampf ums Überleben: Der MSC Olching zitterte lange um seine Speedway-Bahn - nun steht fest, dass die Motorsportfreunde ihre Tradition fortsetzen können.

Ralf Tögel

Ulrich Brehmer bleibt gelassen. Zum einen ist das sein Naturell, zum anderen bekommt er schön langsam Übung darin, dass sein Verein auf den Abgrund zusteuert. Zweimal drohte dem Motorsportclub (MSC) Olching das Aus, zweimal konnte es dank großer Kraftanstrengungen in letzter Minute verhindert werden. Seit dem Wochenende ist gewiss: Es geht weiter mit Speedway in Olching.

12.000 Unterschriften wurden für die Olchinger Speedway-Bahn gesammelt - nun dürfen die Motorsportfreunde weitermachen. (Foto: Johannes Simon)

Rückblick: Im Januar 2009 flatterte dem MSC ein Bescheid des Verwaltungsgerichts München ins Haus, der einer Anwohnerin Recht gab, die wegen Lärmbelästigung geklagt hatte. Damit wäre die 60-jährige Geschichte des Vereins abrupt zu Ende gewesen, denn das Landratsamt Fürstenfeldbruck wurde ultimativ aufgefordert, die Bahn stillzulegen.

Begründung: In den achtziger Jahren sei ein Umbau ohne behördliche Genehmigung und immissionsschutzrechtliches Verfahren erfolgt. In den Worten des MSC-Vorsitzenden Brehmer klingt da so: "Wir haben die Bahn um zehn Meter verkürzt und eine Drainage eingebaut." Was bis dahin niemanden gestört hatte. Nicht zuletzt die Tatsache, dass es sich bei der Klägerin um eine Zugezogene handelte, ließ eine Welle der Empörung in der 25000-Einwohner-Gemeinde aufbranden.

Speedway hat in Olching große Tradition und Akzeptanz, was 12.000 Protestunterschriften eindrucksvoll bekundeten. Das zeigte Wirkung. Die Beteiligten setzten sich an einen Tisch und fanden eine "vernünftige Lösung", so Brehmer. Die besagt, dass pro Jahr drei Rennen und ein Jugendrennen stattfinden, zehn Mal darf darüber hinaus für eine Dauer von jeweils zwei Stunden geübt werden - donnerstags statt wie bisher freitags. "Eigentlich zu wenig für eine gute Jugendarbeit", sagt Brehmer, aber beim MSC weiß man sich zu behelfen: "Wir können bei befreundeten Klubs mittrainieren."

Die Kunst des Improvisierens ist für den Vorsitzenden ohnehin unabdingbar, Brehmer führt "einen täglichen Kampf ums Überleben", wie er sagt. Als hätte die Klage zu Jahresbeginn nicht genug Probleme bereitet, kam den Olchingern auch noch ein unbesiegbarer Gegner in die Quere. Zwei der drei Großveranstaltungen fielen dem Wetter zum Opfer, die German Open am Fronleichnamstag wurden abgesagt, ein internationales Speedwayrennen vier Wochen später musste wegen starken Regens abgebrochen werden.

Rennen um das "Goldene Band"

Weil sich der Etat des MSC zum Großteil aus diesen Veranstaltungen speist, hatte die Entwicklung eine ruinöse Tendenz. Zumal der Verein in Vorleistung gehen musste, Brehmer beziffert den Verlust auf 25000 Euro. "Wir haben Rücklagen, um zweimal umzufallen", erklärt der MSC-Chef. Das Rennen um das "Goldene Band" des Hauptsponsors hatte so existenziellen Charakter. Auch der ADAC half im Vorfeld, "er lässt seine Ortsklubs nicht hängen", lobt Brehmer.

Schließlich sprangen dem MSC auch höhere Mächte bei, strahlender Sonnenschein brachte 2500 Zuschauer. Kein Rekordergebnis, aber ausreichend, um das nächste Jahr zu garantieren. Die Zuschauereinnahmen genügten, um das Defizit auszugleichen. Weil der MSC die Bewirtung selbst stemmt, blieb ein erkleckliches Plus. "Das bringt uns 15000 Euro", rechnet Brehmer erleichtert vor.

"Der MSC wird seinen Weg machen"

Die Saison ist vorbei, die Vorbereitungen für das nächste Jahr können beginnen. "Wir haben wieder einen aufrechten Gang", sagt der Vorsitzende, dem trotz allen Ungemachs nicht bange um die Zukunft ist. Brehmer ist 70 Jahre alt, nächstes Jahr wird er nicht mehr für sein Amt kandidieren. Die Nachfolge hat er geregelt, Stellvertreter Reinhard Mack wird übernehmen. Eine weitere Schwierigkeit, die Brehmer aus dem Weg geräumt hat. Nachwuchs im Ehrenamt ist auch beim MSC dünn gesät.

Was man vom sportlichen Bereich nicht sagen kann. Mit dem "Goldenen Band" durfte sich Martin Smolinski, 26, schmücken, Deutscher Meister und waschechtes Olchinger Eigengewächs, vor Frank Facher, 21, ebenfalls dem Talentschuppen des MSC entwachsen, beide sind international erfolgreiche Profis. Neben einigen Talenten zeichnet sich ein neuer Stern am MSC-Firmament ab: Tim Wunderer, gerade mal sieben Jahre alt, wurde vor einer Woche Deutscher Meister in der Schülerklasse. "Der wird seinen Weg machen, das sieht man jetzt schon", sagt Brehmer. "Wie der MSC."

© SZ vom 13.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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