Büschl Open:"Man kann sich eine Steffi Graf nicht backen"

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Fed-Cup-Trainerin Barbara Rittner über die Qualität im deutschen Frauentennis, und warum Turniere wie in Ismaning so wichtig sind.

Sebastian Winter

Barbara Rittner ist jeden Tag in der Halle des TC Ismaning anzutreffen. Die 37-jährige Bundestrainerin des Fed-Cup-Teams schaut sich an, wie ihre Spielerinnen bei den ITF Büschl Open auftreten, dem mit 50000 Dollar Preisgeld zweitgrößten deutschen Frauenturnier. Ihr Hund Sophie ist auch wieder dabei und schwänzelt um Rittner herum, während sie über den Stellenwert des Ismaninger Turniers, den deutschen Nachwuchs und eigene Ambitionen spricht.

Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner blickt derzeit in Ismaning täglich in die Zukunft des deutschen Tennis. (Foto: Bongarts/Getty Images)

SZ: Frau Rittner, was ist Ihnen bislang aufgefallen in dieser Tenniswoche?

Rittner: Es hat mich sehr gefreut, dass elf deutsche Damen ins Hauptfeld gekommen sind und für die vielen Zuschauer sorgen, die jeden Tag hierherkommen. Speziell der Nachwuchs, aber auch die etablierten Spielerinnen wissen es zu schätzen, wenn ein Turnier dieser Kategorie und mit einem sehr hohen Niveau im eigenen Land stattfindet. Jetzt fehlt am Sonntag nur noch ein Finale mit deutscher Beteiligung.

SZ: Vergangenes Jahr waren nur sehr wenige deutsche Spitzenspielerinnen am Start. Warum dieser Wandel?

Rittner: Das war eine unglückliche Konstellation, weil viele Spielerinnen müde oder verletzt waren. Tatjana Malek oder Kristina Barrois spielen, weil ihnen das Turnier unheimlich gut gefällt und weil sie noch wichtige Punkte für die Australian Open sammeln können. Anna-Lena Grönefeld war während dieser Saison verletzt und versucht, das Jahr in Ismaning noch gut zu beenden. Auch der Nachwuchs ist jetzt so weit, was damals noch nicht der Fall war: Annika Beck beispielsweise hat schon eine Runde überstanden (ob Beck die Viertelfinals an diesem Freitag, 14 bis 21Uhr, erreicht hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest).

SZ: Wie sehen Sie die Entwicklung des deutschen Nachwuchses?

Rittner: Bei den 18- und 19-Jährigen haben wir eine kleine Lücke, sie haben den Sprung zu den besten 200 der Welt noch nicht geschafft. Doch im Bereich U16 haben wir mit Beck oder Carina Witthöft hoffnungsvolle Talente. Ihnen muss man allerdings noch ein oder zwei Jahre Zeit geben, um sich zu entwickeln, bevor man von Fed-Cup reden kann.

SZ: Ihre Fed-Cup-Spielerin Anna-Lena Grönefeld, die früher an den Top Ten der Welt gekratzt hat, ist im Einzel bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Enttäuscht Sie das?

Rittner: Die Anna hatte eine schwierige Phase mit ihrem Ermüdungsbruch im Fuß und spielt erst seit Wimbledon wieder Turniere. Sie hat auch körperlich viel aufzuholen und muss einfach geduldig bleiben. Es tut ihr aber sicherlich gut, mit Kristina Barrois im Doppel noch dabei zu sein.

SZ: Dennoch ist nach wie vor keine Spielerin in Sicht, die wieder einmal in die absolute Weltspitze vordringen könnte...

Rittner: Es ist nun einmal leider so, dass die Zeiten von Steffi Graf lange vorbei sind. Man kann sich so eine Spielerin nicht alle zehn oder zwanzig Jahre backen. Aber wir haben fünf, sechs Spielerinnen um die Position 50. Es sieht langsam wieder besser aus.

SZ: Eine bayerische Top-Spielerin befindet sich nicht darunter.

Rittner: Bei den Männern sieht es zurzeit ja sehr gut aus, aber der bayerische Nachwuchs im Mädchenbereich erlebt eine Durststrecke. Deswegen ist ein Turnier wie in Ismaning wichtig, bei dem sich auch regionale Talente präsentieren können, auch wenn sie die Qualifikation nicht schaffen.

SZ: Werden Sie sich kommendes Jahr wieder selbst auf dem Platz zeigen, als Spielertrainerin des TC Grün-Weiss Luitpoldpark in München?

Rittner: Nein, das Engagement ist dieses Jahr ausgelaufen. 2011 gilt mein Hauptaugenmerk eindeutig dem Fed-Cup. Wir sind dieses Jahr mit viel Pech in die zweite Weltgruppe abgestiegen. Unser Ziel ist ganz klar der Wiederaufstieg.

© SZ vom 05.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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