Basketball-Regionalliga:"Ich habe lange genug meine Knochen hingehalten"

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Robert Maras, Trainer des Basketball-Regionalligisten Oberhaching, spricht über seine Profikarriere, Titelträume und Zugeständnisse im Amateursport

Interview Von Matthias Schmid

Der Basketballer Robert Maras hat gemeinsam mit Dirk Nowitzki WM-Bronze und EM-Silber gewonnen. Seit einem Jahr trainiert der ehemalige Center nun schon den Basketball-Regionalligisten TSV Oberhaching-Deisenhofen. Vor dem Saisonstart am Samstag in Erfurt spricht der 35-Jährige über seine ehrgeizigen Ziele und die Frage, warum ein Klub ihm schon einen 15-Jahres-Vertrag bieten müsste, damit er noch mal ins Profigeschäft einsteigt.

SZ: Herr Maras, haben Sie eigentlich noch Ihren Spielerpass?

Robert Maras: Gute Frage. Wenn ich noch einen habe, dann müsste er irgendwo in Schwabing liegen. Aber meine Zeit als Spieler ist endgültig vorbei, ich habe lange genug meine Knochen hingehalten. Das tue ich mir nicht mehr an.

Dafür muss Ihr Co-Trainer am Samstag beim Saisonstart in Erfurt auf dem Feld aushelfen.

Ja, das ist leider notwendig geworden, weil wir zahlreiche verletzte und kranke Spieler haben. Auf den großen Positionen stehen mir sogar nur noch zwei gesunde Spieler zu Verfügung.

Willkommen im Amateursport.

Ja, das muss man einfach akzeptieren. Anfangs fiel mir das noch schwer. Ich war halt nur den Profisport gewohnt, es gibt nur Basketball und alles wird einem abgenommen. Aber mittlerweile habe ich mich damit arrangiert, dass Spieler nicht zum Training kommen, weil sie arbeiten müssen.

Welche weiteren Erkenntnisse haben Sie denn noch aus Ihrer ersten Saison gewonnen?

Mich hat eigentlich nichts groß überrascht. Wir trainieren dreimal in der Woche. Da muss man insgesamt Abstriche machen. Ich mache aber das Beste daraus und versuche, den Jungs zu helfen und sie zu entwickeln, damit jeder von ihnen noch besser werden kann.

Haben Sie deshalb bewusst junge Spieler wie Malo Valérien, Jakob Sperber und Lion Gorgas geholt ?

Ja, wir wollen die Mannschaft und das Umfeld voranbringen. Es ist deshalb wichtig, dass wir eine gesunde Mischung in den Kader bekommen - und hoffentlich auch Kontinuität. Vor dieser Saison haben wir acht Spieler halten können. Wir haben eine eingespielte Truppe, in die wir nun unsere vier Neuzugänge integrieren müssen.

Sie persönlich haben wieder nur um ein Jahr verlängert.

Im Moment finde ich Einjahresverträge für beide Seiten vollkommen in Ordnung. Mir macht die Arbeit in Deisenhofen sehr viel Spaß, weil ich hier in meinem Zweitjob etwas aufbauen kann. Ich will länger bleiben und erfolgreich arbeiten.

Sie haben mal gesagt, dass Ihnen jemand schon einen 15-Jahres-Vertrag bieten müsste, um im Profibetrieb als Trainer zu arbeiten. Reizt Sie das nach wie vor nicht?

An dieser Aussage hat sich nichts geändert. Ich war lange genug Profi, ich verspüre keine Lust mehr darauf, jedes Jahr umzuziehen. Meine Frau und ich fühlen uns hier wohl und wollen aus München auch nicht mehr weg. Auf diesem Level als Trainer zu arbeiten, ist für mich völlig ausreichend.

Was wissen Sie denn von Erfurt, Ihrem Auftaktgegner?

Noch nicht viel. Der Aufsteiger ist die große Unbekannte. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, aber niemand konnte mir Informationen liefern. Ich hoffe, dass ich vor der Partie noch Videomaterial erhalte, damit ich mir den Gegner anschauen kann.

Um ihn dann in die Schranken zu weisen?

Ja, wir wollen unbedingt gewinnen. Aber wir werden die Erfurter nicht unterschätzen, die Liga ist noch ausgeglichener geworden. Die Vorbereitung lief ganz gut für uns. Ich bin überzeugt, dass wir in dieser Saison eine gute Rolle spielen können.

Was heißt das konkret?

Wir wollen unter die ersten Vier. Natürlich gibt es Favoriten wie den FC Bayern oder die Pro-B-Absteiger aus Nördlingen und Leitershofen, gegen die wir beide in der Vorbereitung schon gewinnen konnten. Die Münchner haben ganz andere Voraussetzungen, weil sie unter Profibedingungen zweimal täglich trainieren. Aber wir sind stark genug, um oben mitzuspielen. Ich habe keine Lust auf einen Mittelfeldplatz. Eine Meisterschaft ist in jeder Liga sehr reizvoll - die will ich erreichen. Aber wir sind nicht der Favorit in dieser Liga.

Sie haben in Valérien und Sperber zwei FC-Bayern-Spieler geholt. Vor allem Val ériens Wechsel war überraschend, weil er dort schon bei den Profis trainierte.

Malo beginnt eine Ausbildung und will nebenher weiter Basketball spielen. Deshalb kam er zu uns. Er war lange verletzt und muss wieder hineinfinden. Aber die Vorbereitung hat gezeigt, dass er ein sehr guter Spieler ist, der uns verstärken wird.

Auch Michael Hoffmann ist zurück.

Ja, er hat eine Knie-Operation hinter sich und ich hoffe, dass er bis Weihnachten wieder voll belastbar ist. Dann haben wir noch einen weiteren starken Spieler im Kader.

Wie schätzen Sie denn die übrigen Mannschaften aus der Region ein? Dachau hat zum Beispiel seine Amerikaner Omari Knox und Matthew Wafula verloren.

Dafür haben sie einen Amerikaner und einen Kroaten geholt. Ich habe sehr viel Respekt vor der Arbeit von Roland Sovarzo. Deshalb habe ich ihn als Trainer des Jahres nominiert. Er wird bestimmt wieder etwas aus dem Hut zaubern und macht einen tollen Job in Dachau, sie sind auch seinetwegen letzte Saison Pokalsieger geworden.

Und Ihr Ex-Klub Schwabing?

Sie profitieren von ihrem exzellenten Nachwuchsprogramm. Ich bin mir sicher, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Falls Ihr Pass dort noch liegt, können Sie die jungen Spieler ja unterstützen?

(lacht) Ich gehe nicht davon aus, dass mein Kollege Robert Scheinberg anrufen wird.

© SZ vom 26.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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