Amateur-Fußball:"Es gibt Sachen, die macht man nicht"

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Florian Mohr spielte mit sich selbst Doppelpass - nun läuft ein Verfahren gegen ihn

Interview Von Christoph Leischwitz

Eigentlich wollte Florian Mohr nur mal wieder kicken. Als er am 12. Oktober für die Alten Herren des ASV Biburg III in der C-Klasse gegen den SC Gilching-Geisenbrunn aushelfen sollte, traf er auf viele alte Bekannte. Und fragt sich bis heute, ob sie beim SC schon vor dem Anpfiff den Plan geschmiedet hatten, im Fall einer Niederlage Einspruch einzulegen. Er selbst hatte jedenfalls völlig vergessen, dass er genauso gut für den SC hätte auflaufen können.

SZ: Herr Mohr, wie kam es dazu, dass Sie zwei Spielerpässe besitzen, ohne dass es jemand gemerkt hat?

Florian Mohr: Ich habe vor zweieinhalb Jahren in Biburg einen neuen Pass beantragt, hatte aber davor geheiratet und den Namen meiner Frau angenommen. Dem BFV muss es so vorgekommen sein, als ob sich eine neue Person anmeldet, denn der alte Pass läuft natürlich unter meinem alten Namen, Zirwick. Und ich hab beim Anmelden jetzt auch nicht "Mohr geb. Zirwick" oder so etwas geschrieben.

Warum hatten Sie sich in Gilching nicht abgemeldet?

Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass dort noch ein Pass liegen könnte. Ich habe für Gilching das letzte Mal, ich glaube, vor sieben Jahren selbst gespielt. Aber weil ich dort noch Jugendleiter war, habe ich auch noch einen Mitgliedsbeitrag gezahlt. Das heißt: Ich war noch einmal als Jugendleiter gewählt. Eine Jugendmannschaft gab es zuletzt nicht mehr, deshalb bin ich auch nach Biburg gewechselt.

Und jetzt spielen Sie für Biburg.

Eigentlich ja nur in der AH - ich bin 51. Aber der ASV hat drei Teams im Spielbetrieb, zwei davon in der C-Klasse, und da werden auch wir Älteren mal gefragt, ob wir aushelfen können, wenn Not ist.

So wie gegen Gilching.

Das war für mich aber das erste Spiel außerhalb der AH. Da habe ich mir gedacht: Super, gegen meinen alten Verein, Bombe! Ich habe auch nur 45 Minuten gespielt, mehr Luft habe ich ja gar nicht. Und dann haben wir gewonnen, 2:1, es war damals der erste Saisonsieg.

Und Gilching hat wohl Protest eingelegt, weil Sie maßgeblich dazu beigetragen haben.

Schmarrn! Ich bin auch kein guter Fußballer. Ich habe nie was anderes als C-Klasse gespielt, mich wollte auch nie einer (lacht). Ich habe ja überhaupt keinen Vorteil davon, dass ich mitgespielt habe. Ich wollte mich nur ein bisschen bewegen.

Und dann kam der Einspruch . . .

Vor dem Spiel sind wir noch alle ganz normal aufgelaufen und haben uns gegrüßt. Als ich dann von dem Protest erfahren habe, war ich schon sehr enttäuscht. Ich meine, formal haben sie völlig recht, das Ganze ist mein Fehler, völlig klar. Aber es gibt doch Sachen, die macht man einfach nicht, die regelt man anders. Im Übrigen haben die Altgedienten beim SC Gilching auch nichts damit zu tun, die waren auch überrascht.

Die Punkte wurden nun Gilching zugesprochen. Außerdem hat der Bayerische Fußball-Verband diese Woche mitgeteilt, dass gegen Sie ein Verfahren eingeleitet werden soll.

Letztlich haben sie das gemacht, damit die Mannschaft in der C-Klasse jetzt auf dem sechsten Platz steht statt auf dem siebten. Ich habe das jetzt für mich geregelt. Ich bin beim SC Gilching-Geisenbrunn von allen Ämtern zurückgetreten und auch kein Mitglied mehr.

© SZ vom 05.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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