Sommerfestival Lilalu:Der Vorhang droht zu fallen

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Wo Kinderträume wahr werden - und nun zu zerplatzen drohen: Der Münchner Jugendhilfeverein Lilalu mit seinem Sommerfestival und zahlreichen Zirkus- und Theaterworkshops steht offenbar vor der Insolvenz.

Silke Lode

Der Jugendhilfeträger Lilalu steht offenbar vor der Insolvenz. In einer Mail an Oberbürgermeister Christian Ude und den zuständigen Stadtratsausschuss hat der Verein am Dienstag mitgeteilt, dass ihm 2012 die Insolvenz drohe und damit viele Plätze in der Ferienbetreuung für Kinder wegfallen könnten. Lilalu-Sprecherin Vera Tichy bestätigte, dass der Verein eine "Finanzierungslücke" von 120 000 Euro hat und nun auf die Hilfe der Stadt hofft. "Es wäre schön, wenn Christian Ude sich als Lilalu-Schirmherr für uns einsetzt", sagte Tichy.

Lilalu bietet seit mehr als zehn Jahren Zirkus-, Sport-, Musik- und Theaterworkshops für Münchner Kinder an. Das Projekt scheint akut gefährdet zu sein. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Finanzprobleme erklärte Tichy mit "ausbleibenden Förder- und Sponsorenmitteln und unvorhersehbaren Ausgaben". Anna Seliger, die Lilalu vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen hat, schreibt in einem Spendenaufruf, dass der Verein seit Tagen versuche, das "bedrohliche Ende abzuwenden und die Sponsoren, die Bank und die Förderer von einer Weiterführung zu überzeugen". Sie bittet auch Eltern um Spenden. Ob Lilalu so zu retten ist, kann allerdings nicht einmal Seliger abschätzen: "Eine Spende ist keine Garantie auf Weiterführung", schreibt sie an die Adresse der Eltern und weist darauf hin, dass deren Spenden auch verloren gehen könnten.

Seit Jahren bietet Lilalu ein "Umsonst und draußen"-Sommerfestival an, aber auch ganztägige Zirkus-, Sport-, Musik-, Kino- oder Theaterworkshops. Als Förderer führt der Verein, der auch in anderen Städten aktiv ist, unter anderen die EU, den Freistaat und private Sponsoren auf. Die Stadt hat Lilalu heuer laut Sozialreferat mit 131 000 Euro unterstützt. Darin sind die Kosten für die Stelle von Projektleiterin Seliger enthalten. In der Vergangenheit gab es wiederholt Konflikte um die Förderung durch die Stadt, die ursprünglich das Festival selbst veranstaltet hat. Doch Lilalu wuchs immer weiter - 2006 wurde dem damaligen Sozialreferenten, Friedrich Graffe, das finanzielle Risiko zu groß. Auch Ude legte mehrfach ein Machtwort gegen eine zu generöse Förderung des Vereins ein - etwa als ein Bezirksausschuss Workshopkarten für benachteiligte Kinder kaufte, Lilalu aber mehr berechnen wollte, als die Karten im freien Verkauf kosteten.

Die Schieflage des Vereins, der in diesem Jahr mehr als 5000 Betreuungsplätze in den Ferien angeboten hatte, kam für den Stadtrat überraschend. "Sehr plötzlich" sei die Mitteilung von der drohenden Insolvenz gekommen, sagte SPD-Stadtrat Christian Müller, der zugleich "rasches Handeln" anmahnte, um die Kinderbetreuung in den Ferien 2012 zu sichern. Müller beantragte prompt, dass das Sozialreferat in Absprache mit Lilalu "die gegebenenfalls wegfallenden Plätze" durch ein gleichwertiges Angebot ersetzen solle. Als Korb an das Hilfegesuch von Lilalu sieht er diese Forderung allerdings nicht: "Wir müssen beides machen: Schauen, wie man mit dem Träger umgeht und wie man das Angebot rettet." Ein Sprecher des Sozialreferats erklärte, es gebe bereits Gespräche mit Lilalu, um ein gutes Angebot zu sichern. Ob das Konzept fortgesetzt werden könne, stehe derzeit aber nicht fest.

CSU-Sozialsprecher Marian Offman hingegen bekennt sich klar zu Lilalu und will den Träger retten. "Für mich wäre es ein trauriges Kapitel, wenn Lilalu scheitern würde", sagte er. "Das wäre auch ein Scheitern des bürgerschaftlichen Engagements für Kinder." Die Stadt müsse dem Verein helfen, mit seinen Schulden klar zu kommen und Lilalu dann auf finanziell sichere Beine stellen.

© SZ vom 29.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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