Solartankstelle in der Nordendstraße:Rückschläge im Solarzeitalter

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Bernhard Fricke, Chef der Umweltorganisation "David gegen Goliath", stattet der Solartankstelle der Stadtwerke in der Nordendstraße einen Besuch ab - und kann nur den Kopf schütteln.

Am Boden liegen leere Bierflaschen herum, Moos ist zu sehen, und der Bezahlschlitz ist noch auf D-Mark geeicht: Willkommen an der Solartankstelle der Stadtwerke in der Nordendstraße. Bernhard Fricke, Chef der Umweltorganisation "David gegen Goliath", schüttelt den Kopf. "Die Anlage ist in einem erbärmlichen Zustand", schimpft der Ex-Stadtrat.

"Die Anlage ist in einem erbärmlichen Zustand": Ex-Stadtrat Fricke. (Foto: Foto:)

Und leer obendrein - glücklicherweise verfügen die zum Pressetermin angekarrten Elektromobile über ausreichend Saft für die Rückfahrt. Frickes Vorwurf anhand dieses Beispiels: Trotz gegenteiliger Beteuerungen aus dem Rathaus ist es mit der Solarstadt nicht weit her. "München verschläft die Elektromobilität."

Wie auch Kollegin Mechthild von Walter, die für die ÖDP im Stadtrat sitzt, fordert Fricke nun konkrete Initiativen, um die zukunftsweisende Technologie zu fördern. Ein entsprechender ÖDP-Antrag vom Mai 2008, so ärgern sich die Aktivisten, sei bis heute nicht einmal bearbeitet worden.

Und, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen: Als Fricke seine Solarmobile mit Feinstaubplaketten umweltzonentauglich machen wollte, erteilte ihm das Kreisverwaltungsreferat (KVR) prompt eine Abfuhr. "Eine Plakette kann nicht zugeteilt werden", erfuhr der fassungslose Öko-Kämpfer.

Der Einstieg ins Solarzeitalter verläuft also nicht ohne Rückschläge. Das mussten auch die Stadtwerke erfahren, an deren 1995 eröffneter Solartanke nach eigener Auskunft praktisch nie etwas los war.

Offensichtlich tanken die 53 Münchner Elektroauto-Besitzer lieber an der heimischen Steckdose - und das so konsequent, dass schon 1997 der Bund der Steuerzahler die Anlage als Geldverschwendung brandmarkte. Inzwischen ist sie stillgelegt, Beschwerden gab es laut Stadtwerken keine. Immerhin hat sich Frickes Beschwerde in puncto Plakette ausgezahlt: Sie wird nun doch erteilt - in Grün. Laut KVR handelte es sich um einen Computerfehler.

© SZ vom 21.04.2009/dh/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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