Soccer, Boarder, Einradfahrer:Action, bitte

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Tausende Münchner feiern beim Streetlife-Festival und zeigen, was auf autofreien Straßen in der Innenstadt als möglich sein könnte

Von Sabine Buchwald

Einmal mehr hat sich an diesem Wochenende gezeigt: Der Münchner liebt die Masse. Er trinkt und isst gern in Gesellschaft und mag es, von einer Unterhaltung zur nächsten zu stolpern. Das ist Ende des Sommers auf der Wiesn so und war auch dieses Wochenende vom Odeonsplatz Richtung Schwabing nicht sehr viel anders. Allerdings, die Motivation der Veranstaltungen, die Tausende von Menschen anlockt, unterscheidet sich doch ganz wesentlich. Auf dem Streetlife-Festival, das seit dem Jahr 2000 von Green City organisiert wird, hat man zwar auch fleißig gebechert und schnabuliert, doch gab es einiges gratis (aus Werbegründen) und vieles mit einem grünen Touch (aus Umweltgründen).

Auf dem Oktoberfest bekommt man, außer einem Kater am nächsten Tag, eigentlich nichts zusätzlich, aber da geht es ja auch nicht um Information und ein städtisches Lebensgefühl. Beides will das Streetlife-Festival vermitteln und gibt Vereinen und Institutionen Platz zu zeigen, wie man in der Stadt seine Freizeit verbringen und möglichst nachhaltig leben kann. So gelingt eine eindrückliche Demonstration, was alles möglich wäre auf den Straßen, die sonst den Autos gehören. Zum Beispiel mit Kindern in der Nachbarschaft Fußballspielen, wie es die Väter von "Westend united" tun. Jeder von vier bis zehn Jahren ist dort willkommen beim Training, und das war auch auf dem kleinen Spielfeld einer Münchner Telekommunikationsfirma so. Streetsoccer war gleich beim Odeonsplatz das Thema, das abgelöst wurde von Kreativität mit Farbe und Form. Wie kommt die Schrift aufs T-Shirt, beim Siebdruck-Workshop konnte man das ausprobieren. Auch T-Shirt-Tausch war ein Stückchen weiter möglich. Mitten in der Stadt über Rampen jumpen, das Brett knallen lassen, ohne Ärger mit den Anwohnern, Skateboardern bereitet das ein Hochgefühl. Erstaunlich, wie viele Leute allein beim Zuschauen Spaß haben.

Der Zaun um den Parcours jedenfalls war dicht bepackt. Gedränge herrschte eigentlich überall, wo Action war. Vielleicht mehr beim Salsa als beim Swing, mehr beim American Football als beim Viel-Sparten-Sportverein. Richtig viele Zuschauer zog der Einrad-Fahrer an, der jonglieren und dabei einen Apfel essen konnte. Überhaupt essen. Das bringt bei Veranstaltungen dieser Art wohl immer noch den größten Erfolg. Gemessen etwa an den Menschenschlangen, die vor den frisch frittierten Kartoffelchips und den Wraps mit den Dutzend verschiedenen Füllungen standen. Begehrt waren auch die Fastfood-Klassiker. Nach dem Burger hat sich nun auch der Hotdog mit Chili und Sprossen in der Laugenstange weiterentwickelt - zu einem scharfen Bavarian-Hund. Je später der Samstagabend, desto wichtiger wurde das Gespräch an Ständen wie Handicap oder Amnesty international. "Ich flieg, wohin ich will" ist auf ihren gelben Ballonen gedruckt. Eine Interpretation des Menschenrechts, sich frei zu bewegen. Von Band zu Band, von Drink zu Drink, auch das ist Freiheit. Bis weit nach Mitternacht wurde auf der Ludwigsstraße friedlich gefeiert, ein schöner Anblick.

Den boten am Sonntag, an dem mehr Familien unterwegs waren, die Sänger, die sich zum "Klima-Flashmob" am Professor-Huber-Platz versammelten. Geschätzte 3000 Leute sangen zur Melodie des Partisanen-Liedes "Bella Ciao": "We need to wake up - now, now, now". Den Organisatoren von Rehab Republic gelang der größte Klima-Singmob Deutschlands. Sie wollen damit ein Zeichen senden Richtung Klimakonferenz Paris.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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