In einer Zeit, als von Prinzessinnen erwartet wurde, repräsentative Pflichten zu erfüllen und eine gute Partie für einen dynastisch interessanten Bräutigam zu sein, trieb sich Therese von Bayern auf orientalischen Basaren herum, durchquerte Russland bis hin zu den Steppen der Kalmücken, erkundete die Gestade des Rio Negro, ritt auf Maultieren über die Kordilleren, marschierte durch die chilenische Atacama-Wüste und wanderte auf Gletschern im hohen Norden Norwegens. Nicht die Salons waren ihre Welt, sondern sie machte die Welt zu ihrem Salon, wo sie sich genau umsah, mit dem Blick einer Forscherin. 1892 ernannte sie die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften zu ihrem "Ehrenmitglied", worüber sie bei aller Freude auch ein wenig beschämt war. Ähnliche Gefühle beschlichen Therese, als sie fünf Jahre später als erste Frau zum Ehrendoktor der Ludwig-Maximilians-Universität ernannt wurde - zu einer Zeit, als Frauen noch nicht an bayerischen Universitäten studieren durften.
Serie: Stadt der Frauen:Die Welt als Salon
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Therese von Bayern reiste weit: zu norwegischen Gletschern oder zum Rio Negro
Von Wolfgang Görl
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