Sechs Monate Haft:Abstruse Lügen

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Frau betrügt ihren Freund um 25 000 Euro - der kündigt sogar seinen Job wegen ihr

Von STefan Galler

Sie hat mit der EC-Karte ihres damaligen Lebensgefährten, einem Fußballtrainer aus der Region München, munter Geld abgehoben, jenen Florian S. zusätzlich um mehr als 16 000 Euro in Form eines Darlehens erleichtert, das sie nie zurückzahlte. Außerdem ergaunerte sie sich durch gefälschte Immatrikulationsbescheinigungen einen Ferienjob in einem hippen Handtaschengeschäft in der Maximilianstraße. Für Betrug, Computerbetrug und Urkundenfälschung ist eine 26 Jahre alte Oberhachingerin nun vom Amtsgericht München zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung und 120 Stunden Sozialdienst verurteilt worden.

Katja L. zeigte sich kurz vor der Urteilsverkündung geständig, "wenn auch spät", wie der Vorsitzende Richter Gerhard Simon sagte. Das Geständnis wirkte sich dennoch strafmildernd aus, ebenso wie die Tatsache, dass die Taten schon fast vier Jahre zurückliegen. Seither sei der Angeklagten nichts mehr zur Last gelegt worden, so Richter Simon.

Zum fünften und abschließenden Verhandlungstag des Verfahrens, das sich über Jahre hinzog, war zum wiederholten Male die Ehefrau des Fußball-Nationalspielers Thomas Müller als Zeugin geladen. Die Angeklagte L., die die Fußballergattin seit Kindertagen kennt, hatte Florian S. vorgegaukelt, dass ihr die Ehefrau von Thomas Müller den von ihm zur Verfügung gestellten Betrag von 16 000 Euro ersetzen würde, sie also das Geld von Florian S. nur übergangsweise benötigen würde. Das tat sie mit Hilfe einer gefälschten SMS, wie vor Gericht festgestellt wurde. "Ich habe ihr kein Geld oder Darlehen versprochen. Es gab auch nie ein Gespräch darüber", sagte die Frau des Profispielers. Sie könne zudem ausschließen, dass sie eine derartige SMS geschrieben habe.

Florian S. will dem Urteil eine Zivilklage folgen lassen, um zumindest einen Teil seines finanziellen Schadens erstattet zu bekommen - der Schaden beläuft sich nach seiner Aussage inklusive der nicht autorisierten Abhebungen per EC-Karte auf mehr als 25 000 Euro. Fraglich ist, ob bei der Angeklagten etwas zu holen ist: Die 26-Jährige wohnt wieder bei ihren Eltern und hat kein festes Einkommen.

Der seelische Schaden bei Florian S. dürfte ebenfalls beträchtlich sein: Katja L. hatte ihm trickreich weisgemacht, dass für ihn aus Dubai ein lukratives Trainer-Angebot vorliege. Er kündigte damals sogar seinen Job als Krankenpfleger und sagte Klubs ab, die ihn verpflichten wollten, ehe sich die Geschichte als Lügenkonstrukt entpuppte.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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