Sealife:Das große Krabbeln

Lesezeit: 2 min

In einer Sonderausstellung zeigt das Sealife 24 neue Krebse - darunter auch die Seespinne, die größte Krabbe der Welt

Von Christian Schwaderer

Im Sealife in München gibt es eine neue Speisekarte für die Bewohner: neben Muschelfleisch und Makrelen für manche Fische stehen für einige Tiere nun auch Obst und Feigen auf dem Plan. Seit ein paar Wochen hat die Unterwasserwelt im Olympiapark nämlich 24 neue Mitbewohner. Bis Ende des Jahres können Besucher sechs verschiedene Krebsarten beobachten - darunter auch die weltweit größte, auf dem Land lebende Krabbe: die sogenannte japanische Seespinne. Die schüchtern anmutenden Schamkrabben sind ebenfalls eingezogen.

Um zu den Krebsen zu gelangen, muss man allerdings am Flaucher anfangen. Denn der Isarabschnitt, der im Sealife ganz authentisch nachgestellt wurde, stellt den Startpunkt für den Rundgang durch die Unterwasserwelt dar. Von dort geht es über das Donaubecken mit seinen Karpfen und Stören vorbei an Quallen, Korallenhöhlen und dann an Haien und der grünen Wasserschildkröte Gonzales. Hat man nun den Tunnel unter dem Ozeanbecken durchquert, erreicht man schließlich den letzten Raum. Hier wird jedes Jahr eine andere Sonderausstellung gezeigt. In diesem Jahr dreht sich alles um das Thema "Invasion der Krebse".

Zu sehen gibt es beispielsweise die Japanische Seespinne. Der Name täuscht, auch sie ist eigentlich ein Krebs. Doch die langen Beine erinnern eben stark an die einer Spinne. Zwei japanische Riesenspinnen befinden sich in einem Becken am Ende des Raumes, für mehr ist auch kein Platz: schließlich haben die Krebse jeweils einen Durchmesser von ungefähr 1,50 Meter. Und sie wachsen noch. Laut Franziska Müller, Sprecherin des Sealife, sind die beiden Krebse noch im Teenageralter. Ausgewachsene Tiere mit ihren orangefarbenen, weiß getupften Beinen können bis zu vier Meter groß werden. Sie gelten aber trotz ihrer beachtlichen Erscheinung als eher sanfte Tiere. Für Besucher haben die Mitarbeiter des Aquariums an der Wand neben dem Becken den Arm einer dieser Krabben in Originalgröße aufgezeichnet. Erst wenn man sich daneben stellt, begreift man wirklich die Ausmaße dieses Tieres.

Im Terrarium nebenan liegt der Palmendieb, gerade versteckt er sich hinter einem Ast. Auch er ist ein Rekordhalter, der Palmendieb ist mit bis zu 40 Zentimetern Körperlänge und einem Gewicht von drei bis vier Kilogramm die größte Landkrabbe der Welt. Beängstigend wirken seine Scheren, mit denen der er Kokosnüsse knacken kann. Dazu klettert er sogar Palmbäume nach oben, um sich die Nüsse zu holen. An einer Station neben dem Becken kann man im Sealife versuchen, die Kraft aufzuwenden, die es bräuchte, um einen Knochen zu brechen - das ist gar nicht so einfach. Der Palmendieb besitzt das fünffache dieser Kraft - ein echter Muskelprotz. Der Palmendieb lebt alleine in seinem neuen Heim, damit er andere Bewohner nicht mit seinen scharfen Scheren verletzt.

Das Sealife hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur die Krebse zu zeigen, sondern den Besuchern auch Informationen zu vermitteln. Es gibt Schautafeln zu den verschiedenen Scherentypen von Krebsen, den unterschiedlichen Beinen und allgemeine Erklärungen zu den Tieren. An einer weiteren Station können Besucher die unterschiedlichen Panzer anfassen, ob rau oder glatt, die Lebensräume der Krebse entdecken oder herausfinden, warum Krebse seitwärts laufen.

Angereist sind die neuen Bewohner des Sealife München aus Königswinter in Nordrhein-Westfalen, dort fand die Ausstellung im vergangenen Jahr statt. Der Palmendieb etwa wurde in einer Styroporbox angeliefert, die strikt auf 29 Grad temperiert war. Die beiden Riesenspinnen mögen es kälter, ihre Becken wurden für den Transport auf zehn Grad gekühlt. Nach der Ankunft in München ging es für die Tiere für ein bis zwei Tage in die Quarantänestation zum sogenannten "Abtropfen". Dabei wird das Wasser vom Transport nach und nach mit frischem Wasser ersetzt.

Für die Mitarbeiter des Sealife war die Umstellung nicht besonders groß, die Biologen kennen sich mit Krebsen aus. Nur eben die Futterliste für die Krebse hat zu Beginn Irritation ausgelöst, wie Franziska Müller schmunzelnd erzählt: "Als ich das erste Mal Feigen auf der Bestellliste gesehen habe, dachte ich, die wären für mich."

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: