Schwere Unfälle:Besondere Verantwortung

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In der Maximilianstraße ereignete sich letzten Montag ein schwerer Unfall. Der Verursacher hatte zuvor offenbar einen epileptischen Anfall erlitten. (Foto: Hess)

Zuletzt haben mehrere Epilepsie-Patienten Unfälle verursacht

Von Martin Bernstein

Erneut hat ein epileptischer Anfall eines Autofahrers einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Der Mann verlor laut Polizei am Sonntagabend auf dem Isarring bei einem Krampfanfall die Kontrolle über sein Fahrzeug. Das Auto geriet auf den Mittelstreifen und prallte dort gegen einen Lichtmast. Zum Glück - denn dadurch wurde die Fahrt vor der Gegenfahrbahn gestoppt. Die Insassen des Pkw blieben unverletzt. Weil sich der Unfall im durch Fahrbahnabgrenzungen geteilten Bereich des Mittleren Rings an der Einmündung der Ifflandstraße ereignet hatte, kam es zu langen Staus.

Es war der dritte schwere Unfall eines Epilepsie-Patienten im Großraum München binnen sieben Tagen. Am Montag vor einer Woche hatte ein 43-Jähriger aus dem Landkreis Freising am Steuer seines Wagens in Wolfersdorf einen Anfall erlitten. Mitten in der Ortschaft kam er mit seinem Fahrzeug nach links von der Fahrbahn ab und rammte einen Gartenzaun. Anschließend entwurzelte er einen Apfelbaum und kam erst in einem Gemüsegarten zum Stillstand. Der 43-Jährige musste leicht verletzt ins Krankenhaus Freising.

Weitaus dramatischer verlief ein Unfall am Nachmittag desselben Tags in der Münchner Innenstadt: Am Beginn der Maximilianstraße hatte ein 24-Jähriger aus dem Landkreis Rosenheim offenbar bei der Ausfahrt aus der Tiefgarage einen epileptischen Anfall erlitten. Sein Auto, ein zwei Tonnen schwerer und 450 PS starker Audi, schoss quer über die Straße, rammte zwei Autos und prallte gegen eine Mauer. Eine 65-jährige Frau aus Feldafing wurde von dem Auto überrollt und starb. Ein ebenfalls 65-jähriger Fußgänger wurde schwer verletzt. Er konnte mittlerweile aber nach einer Operation die Intensivstation verlassen. Der Autofahrer ist laut Polizei mittlerweile vernehmungsfähig, äußert sich aber nicht zur Sache.

Bei allen derartigen Unfällen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die Vorwürfe können von fahrlässiger Körperverletzung bis zum gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr reichen. Die Kernfrage ist dabei, wie verantwortungsvoll ein Epileptiker mit dem Wissen um seine Krankheit umgeht. Die Stiftung Michael, die älteste Epilepsie-Stiftung in Deutschland, warnt eindringlich davor, die Krankheit im Führerscheinfragebogen zu verschweigen: "Der Führerschein ist zu Unrecht erworben und kann entzogen werden." Straf- und zivilrechtliche Folgen seien möglich.

Gleiches gilt, wenn ein Führerscheininhaber einen ersten Anfall hatte. Der Arzt muss, am besten schriftlich dokumentiert, den Patienten darüber aufklären, ob dieser noch ein Kraftfahrzeug führen kann. Ist dies nicht der Fall, muss der Patient die Führerscheinbehörde - das Münchner Kreisverwaltungsreferat oder das zuständige Landratsamt - von sich aus informieren. Eigenverantwortung ist also gefragt. Weigert sich der Patient, darf laut Stiftung Michael der Arzt sogar ausnahmsweise seine Schweigepflicht brechen, um das Leben Dritter zu schützen.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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