Sanitätsdienst:Rotes Kreuz wütet wegen Wiesn-Aus

Die Verantwortlichen greifen den erfolgreichen Konkurrenten an

Von Dietrich Mittler

Beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) schlägt es offenbar tiefe Wunden, nach 133 Jahren erstmals nicht den Sanitätsdienst auf dem Oktoberfest betreiben zu dürfen. Die Verantwortlichen des BRK-Kreisverbands München verfassten einen Brandbrief an die "lieben Kameradinnen und Kameraden", in dem sie vor möglichen Gefahren warnen, falls der erfolgreiche Konkurrent - das Privatunternehmen Aicher Ambulanz Union - tatsächlich nach Ablauf der Einspruchsfrist (30. April) den Zuschlag für die Wiesn erhalte. "Wäre der Sanitätsdienst also zum Beispiel unterbesetzt", so heißt es da, "müsste das Oktoberfest in letzter Konsequenz möglicherweise sogar vorübergehend geschlossen werden."

BRK-Präsident Theo Zellner versuchte am Donnerstag die Wogen zu glätten: "Ich appelliere an alle Ehrenamtlichen in ganz Bayern und insbesondere in München, den Frust nicht zu groß werden zu lassen, sondern den Blick nach vorne zu richten." Auf Nachfrage sagte Zellner: "Die Wiesn ist nun ja wirklich nicht alles." Beim Kreisverband München ist man aber dennoch der Ansicht, die mehr als 130 Jahre an BRK-Erfahrung könnten "nicht in fünf Monaten aufgeholt werden".

Die Unterzeichner des Briefes, der Münchner Kreisverbandsvorsitzende Karl-Heinz Demenat, der 1. Kreisbereitschaftsleiter Jürgen Terstappen und Geschäftsführer Günter Hintermaier verknüpften dieses Credo mit einem Satz, der sich durchaus auch als versteckte Drohung verstehen lässt: "Übernimmt ein anderer Anbieter, müssen wir die Santitätsstation auf der Wiesn nahezu leer übergeben." Sonderanfertigungen zur Versorgung von Wiesn-Patienten, wie etwa sogenannte Rettungs-Bananen, stünden dann "nicht mehr zur Verfügung".

Peter Aicher, dessen Unternehmen nun den Zuschlag bekommen soll, betonte indes: "Wir halten uns hier bewusst zurück, um das Feuer nicht noch weiter anzufachen."

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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