Säuglingsfund am Airport:"Franziska Strauß"

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Benannt nach Strauß: Seit Dienstag ist der Namensgeber des Flughafens dort noch deutlicher erkennbarer - als Büste des Künstlers Hubert Maier. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Findelkinder bekommen oft den Namen des Fundorts - wohl auch das Flughafen-Baby.

Von Martin Bernstein, Sven Loerzer

Für das neugeborene Mädchen, das am Donnerstag vergangener Woche stark unterkühlt in einer Parkhaus-Toilette am Flughafen München aufgefunden wurde, hat jetzt das Stadtjugendamt die Übernahme der Vormundschaft beim Familiengericht beantragt. Die Ermittlungen der Erdinger Kriminalpolizei haben bislang keine heiße Spur gebracht, die zur Mutter des Kindes führt. Es gebe zwar verschiedene naturwissenschaftliche Verfahren wie die Isotopenanalyse, mit denen man die Herkunft von Mutter und Kind näher eingrenzen könne, sagt Peter Grießer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord. Als Ermittlungsansatz seien sie aber nur bedingt geeignet. Die Kriminalpolizei hofft weiter darauf, dass sich mögliche Zeugen melden (Telefon 08122/9680). So soll am Donnerstag eine Frau gegen 14.30 Uhr vor dem Eingang im Vorraum der Damentoilette des Parkhauses am Terminal II des Münchner Flughafens gewartet haben. Möglicherweise haben auch andere Besucher Beobachtungen gemacht.

Das Baby ist inzwischen außer Lebensgefahr und wird wohl noch einige Zeit im Haunerschen Kinderspital bleiben, wo es "Franziska" genannt wird. Sobald die Bestellung des Vormundes erfolgt ist, werde dieser eine Geburtsurkunde beantragen, sagte Sozialreferatssprecher Frank Boos. Sollte sich der Auffindungsort des Babys tatsächlich als Geburtsort herausstellen, wofür einiges spricht, dann wird das 54 Zentimeter große und 3500 Gramm schwere Mädchen allerdings nicht im Münchner Geburtenregister eingetragen, wie Florian Schmelmer, Sprecher des Kreisverwaltungsreferats erklärte. Denn der Flughafen gehört nicht zu München, sondern zu den Landkreisen Erding und Freising.

In der Regel wird der Name in vergleichbaren Fällen in Absprache zwischen Kreisverwaltungsbehörde und Stadtjugendamt festgelegt. Dabei könnte es gut sein, dass es dann bei Franziska bleibt. Als Nachname werde oft der Name des Fundortes verwendet, sagte Schmelmer. Denkbar wäre somit Franziska Strauß, zumal der Flughafen München nach Franz Josef Strauß benannt ist. Sollte das Mädchen später adoptiert werden, erhält es ohnehin eine neue Geburtsurkunde mit dem Nachnamen der Adoptiveltern.

Sobald das Kind das Krankenhaus verlassen kann, wird es das Stadtjugendamt in eine Bereitschaftspflege-Familie vermitteln. Dabei handelt es sich um pädagogische Fachkräfte, deren Eignung überprüft worden ist. Die Pflegestellen seien außerdem so ausgestattet, dass sie Kleinstkinder in Krisensituationen sofort aufnehmen können. Sollte die leibliche Mutter gefunden werden, wird das Stadtjugendamt prüfen, ob sie in der Lage ist, die gesunde Entwicklung des Kindes zu gewährleisten. Selbst bei einer positiven Prognose wird die Belastbarkeit der Mutter über eine allmähliche Kontaktanbahnung zum Kind getestet. Erst wenn klar ist, dass die Frau der Verantwortung gerecht wird, kann das Jugendamt seine Entlassung aus der Vormundschaft beantragen.

Sollte die leibliche Mutter nicht ermittelt werden können, wird das Jugendamt einen Platz in der Adoptionspflege suchen, also bei einer Familie, die das Kind adoptieren will. Frühestens ein Jahr danach fällt dann die Entscheidung, ob die Familie das Kind endgültig adoptieren kann.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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