Restaurant La Fabbrica:Pizza am Meter

Lesezeit: 2 min

Das Restaurant La Fabbrica besteht nur aus einem großen Raum des ehemaligen Heizkraftwerks. (Foto: La Fabbrica-oH)

La Fabbrica im ehemaligen Heizkraftwerk in der Maxvorstadt ist reizvoll provisorisch. Die Pizza wird hier am Meter serviert und ist auch für Allergiker gut verträglich. Eine Sache fehlt dem Italiener aber.

Von Christoph Meyer

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Ein Schild aus grobem Pressspan mit der aufgesprühten Aufschrift "La Fabbrica" weist den Weg in den Hinterhof. Das italienische Restaurant ist dafür bekannt, Pizza am Meter zu verkaufen. Das Schild sieht notdürftig aus, aber genau das ist Programm in dem Laden in der Münchner Katharina-von-Bora-Straße.

Zwischennutzung im Heizkraftwerk
:Club, Kunsthalle, Restaurant

Seit 2006 stand das ehemalige Heizkraftwerk an der Katharina-von-Bora-Straße leer, nun hat das Zwischennutzungsprojekt "Mixed Munich Arts" eröffnet. Mit Club und Restaurant. Außerdem sollen hier Konzerte, Aufführungen und Ausstellungen stattfinden.

Von Philipp Crone

Der Weg durch den Hof führt vorbei an Schiffscontainern, stapelweise Euro-Paletten und Garagen. Auf dem Gelände des ehemaligen Heizkraftwerks der Stadtwerke sieht es nach Arbeit aus. Die Hallen des Kraftwerks standen lange leer, jetzt hat sich hier aber ein Kreativzentrum entwickelt mit Club, Ausstellungsfläche und dem Restaurant.

Vor dem Lokal, das einem einzigen Raum untergebracht ist, spenden rote Sonnenschirme mit dem Logo einer Hamburger Brauerei Schatten. Die Biergartenbestuhlung ist einfallslos. Anders sieht es drinnen aus: Etwa zwei Meter hoch sind die Betonwände von einer knallroten Wellblechfassade verdeckt. Darüber sind sie unverputzt.

Die blitzblanken Lüftungsschächte verraten aber, dass hier alles genauso sein soll. Hier und da hängt ein altes Warnschild auf dem "Nicht öffnen, Gefahr" steht oder alte Uhren, die einmal Druck oder Temperatur angezeigt haben. Der Fußboden ist aus demselben rohen Pressspan wie das Schild in der Durchfahrt zum Hinterhof.

Wirklich Italienisch

"Signore" grüßt der Chef im eng anliegenden T-Shirt und mit tätowierten Unterarmen. La Fabbrica ist ein wirklich italienischer Betrieb, so italienisch dass der Mitarbeiter, der die Getränke bringt, kein Wort Deutsch kann. Freundlich aber ahnungslos lächelt er, als das Wort "Speisekarte" fällt.

Die Gäste sitzen auf bunten Holzstühlen mit Sitzflächen aus Bast. Auf dem Tisch liegt die Doppelseite einer Zeitung statt einer Tischdecke. "Kostenlose Zeitung" steht darauf, aber eigentlich ist es Werbung für eine Ausstellung. Mittagsmenü 1 für 7,50 Euro besteht aus einem Salat und einer Pizza. Menü 2 wäre eine Steinpilzsuppe und Tagliatelle mit Pesto für 9,50 Euro.

Der Salat ist sehr frisch und lecker, Rucola und frischer Spinat mit Balsamico-Essig und Olivenöl, mehr braucht man nicht. Nur das flache Fladenbrot ist ein bisschen ledrig. Kaum ist der Salat verputzt, steht auch schon das Holzbrettchen mit der Pizza Bufala, dem Büffelmozzarella, auf dem Tisch. Obwohl, es sind eher sechs handtellergroße Stücke einer viereckigen Pizza, die auch als Bruschetta durchgehen würden.

Wer am liebsten ein vor Öl triefendes Wagenrad vor sich hat, der ist hier nicht an der richtigen Adresse. Der Käse ist laktosefrei. Auch die Auswahl ist ein wenig eingeschränkt - es gibt nur sechs verschiedene Pizzen. Dafür kann man sie auch meterweise bestellen, mit unterschiedlichem Belag für drei oder vier Personen.

Für Allergiker bestens geeignet

Der Teig schmeckt ein wenig säuerlich - das muss an dem glutenfreien Mehl liegen, aus dem die Pizza gemacht ist. Aber der Boden ist kross und lecker. Der Büffelkäse zergeht auf der Zunge. Keine Gewürze, nur Pfeffer und ein wenig frischer Basilikum. Das Tiramisu zum Nachtisch ist gut durchgezogen, beinahe ein bisschen zu gut. Der Löffel- Biskuit hat sich ganz aufgelöst und ist mit dem Espresso zu einer erdigen Pampe verschmolzen.

Die Atmosphäre hat etwas Frisches. Man hat das Gefühl, man habe gerade beim Renovieren eine Pause eingelegt, den Pinsel und die Farbrolle mal eben beiseitegelegt für einen Snack. Aber das Essen ist um Klassen besser als der Pizzaservice um die Ecke. Was fehlt ist die Patina. An der provisorisch-wirkenden Fabrikhallenoptik ist alles gewollt, nichts ist dem Zufall überlassen ist. Ein paar Farbspritzer oder Tapetenschnipsel hätten geholfen.

Es könnte sein, dass sich das ändert, wenn die Zeit ihre Spuren an Tischen und Stühlen hinterlässt. Aber noch ist nicht klar, ob das Projekt Mixed Munich Arts, wie sich Kreativzentrum nennt, auch dauerhaft bleiben wird. Die weitere Nutzung des alten Heizkraftwerks ist noch nicht geklärt. Möglich also, dass La Fabbrica wieder weg ist, bevor es die Gelegenheit hat, durch Abnutzungsspuren authentischer zu werden.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: