Restaurant am Lenbachplatz:Knatsch im Künstlerhaus

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Pächterwechsel im Künstlerhaus: "Lutter & Wegner" geht, die Café-Reitschule-Wirte übernehmen. Es gab Streit wegen den "Verliebt"-Partys.

Astrid Becker

Es gibt Momente im Leben, in denen man schwierige Entscheidungen treffen muss. Anna-Maria Maaß, Geschäftsführerin bei "Lutter & Wegner" im Künstlerhaus hat einen derartigen Moment hinter sich. Sie war es, die den Münchner Sitz des Berliner Gastro-Unternehmens am Lenbachplatz nicht aufgeben wollte, doch zuletzt blieb ihr keine Wahl mehr: Die Firma Lutter & Wegner hat ihren langfristigen Pachtvertrag an die Kern & Springer GmbH verkauft. Zum Jahreswechsel werden nun also die Wirte vom "Café Reitschule" das einstige "Mövenpick" betreiben.

Das Tischtuch ist zerschnitten: Anna-Maria Maaß, Geschäftsführerin von "Lutter & Wegner", beendet den Pachtvertrag im ehemaligen "Mövenpick" am Lenbachplatz. (Foto: Foto: Hess)

"Wir werden es mit einem völlig neuen und in München einzigartigen Konzept wiedereröffnen", sagt Uli Springer, der neben seinen Aktivitäten mit Michael Kern das "Gast" und das "Oskar Maria" im Literaturhaus betreibt. Wie das Konzept genau aussehen wird, verraten sie allerdings noch nicht. Die Präsidentin des Künstlerhauses, Maja Grassinger, ist jedenfalls voll des Lobes über ihren neuen Mieter, der auch als Caterer im Künstlerhaus selbst fungiert.

Sie sagt, man habe einen Gastronomen gefunden, der mit den Eigenarten einer kulturellen Einrichtung bestens vertraut sei. "Wir bekommen keinerlei Zuschüsse von Staat oder Stadt, wir können dieses Haus also nur über die Vermietungen instandhalten." Dafür sei 2001 eigens eine Stiftung ins Leben gerufen worden, deren Zweck es sei, das denkmalgeschützte Gebäude zu pflegen und das kulturelle Leben zu fördern: "Da muss ein Caterer mitgehen."

"Verliebt"-Partys vor Gericht

Lutter & Wegner war in den Augen von Grassinger dafür offenbar nicht der richtige Partner. Denn im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen, das dem Österreicher und dem Bruder von Anna-Maria Maaß, Josef Laggner, gehört, beschlossen, im ersten Stock des Lokals "Verliebt"-Partys zu veranstalten. Die Idee stieß auf so große Resonanz, dass die Party insgesamt 13-mal gefeiert wurde. Das wiederum missfiel der Verpächterin derart, dass die ganze Angelegenheit schließlich vor Gericht endete und Lutter & Wegner 120.000 Euro Strafe zahlen musste. Solche Veranstaltungen seien nicht Bestandteil des Pachtvertrags, sagt Grassinger. Sie passten schlichtweg nicht zum Künstlerhaus - und wenn überhaupt, hätten sie dort stattfinden müssen, nicht im Lokal: "Das brauchen wir als Restaurant, nicht als Diskothek oder dergleichen."

Angesichts kleiner Budgets, die für derlei Events in einer kulturellen Einrichtung wie dem Künstlerhaus gewöhnlich zur Verfügung stehen, ist dies für einen Gastronomiebetrieb mit rund 500 Plätzen wohl keine einfache Vorgabe. Lutter & Wegner versuchte daher, mit ihrer Verpächterin Lösungen zu finden - vergeblich: "Die Probleme in der Zusammenarbeit sind unüberwindbar - leider", sagt Anna-Maria Maaß.

Deshalb habe Lutter & Wegner nun an Springer und seinen Geschäftspartner vom "Café Reitschule", Michael Kern, verkauft. Für Lutter & Wegner, in Deutschland mit mehr als zwanzig Betrieben aktiv, ist die ganze Geschichte aber offenbar kein Grund, den Standort München aufzugeben. "Wir sind seit vier Jahren hier. Und jetzt suchen wir nach neuen Räumlichkeiten in dieser Stadt", sagt Anna-Maria Maaß.

© SZ vom 05.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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