Rekordergebnis für Hilfsaktion:5,4 Millionen Euro für Münchner in Not

Lesezeit: 3 min

Der SZ-Adventskalender nimmt so viele Spenden entgegen wie noch nie in seiner fast 70-jährigen Geschichte

Von Sven Loerzer, München

Mit ihrem Engagement für arme, kranke und behinderte Menschen haben die SZ-Leser einen neuen Rekord aufgestellt: Für die 68. Hilfsaktion des "Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" gingen bisher mehr als 5,4 Millionen Euro an Spenden ein. Das sind fast 300 000 Euro mehr als im Vorjahr. Damit übertrifft das Ergebnis sogar noch den bisherigen Rekord, den die Jubiläumsaktion zum 60-jährigen Bestehen des Hilfswerks erzielte. "Das Ergebnis macht mich sprachlos", sagt Adventskalender-Geschäftsführerin Anita Niedermeier, die den mehr als 22 000 Spendern dankt. "Es freut mich sehr, dass die SZ-Leser so viel Vertrauen in unsere Arbeit haben." Die gesamte Summe, das sind exakt 5 412 683,09 Euro, geht ohne jeglichen Abzug an Hilfsbedürftige, die Sach- und Verwaltungskosten trägt der Süddeutsche Verlag.

Mehr als 2100 Leser besuchten das SZ-Servicezentrum an der Fürstenfelder Straße 7, um ihre Spende abzugeben. Die Mitarbeiter dort, die auch weiterhin Einzahlungen annehmen, weil der SZ-Adventskalender ganzjährig tätig ist, erfahren oft sehr persönliche Geschichten, die mit der Hilfe für andere verbunden sind. Niedermeier stellte dabei fest, dass es vielen Spendern wichtig ist, mit ihrem Geld Hilfe in München und der Region zu leisten. Wichtigstes Motiv ist, dass es ihnen selbst gut geht: "Ich verdiene ordentlich, deswegen gebe ich gerne etwas ab", heißt es da, oder: "Für uns lief das Jahr super, deswegen spenden wir heuer mehr." Ein Mädchen sammelte beim Geburtstag ihrer Oma für den Adventskalender. Eine Frau gab nur ein Kuvert ab - darin 2000 Euro in bar.

Besonders viel Freude schenkte das Benefizkonzert des BR-Symphonieorchesters mit dem Solisten Gil Shaham im Herkulessaal: Neben kulturellem Hochgenuss brachte es etwa 60 000 Euro für das Projekt "Musik für alle Kinder", das bedürftigen Familien Musikunterricht finanziert. Etwa 14 000 Euro kamen durch Benefizveranstaltungen in mehreren Landkreisen zusammen. Regelmäßig unterstützt auch der Verein Knorr Bremse Global Care das Hilfswerk: "Hilfe wird überall auf der Welt benötigt, doch dabei dürfen wir nicht die Menschen mitten unter uns vergessen", sagt die Vereinsvorsitzende Julia Thiele-Schürhoff. Eine weitere Spende über 50 000 Euro kommt von der Dr. Ingeborg von Tessin und Marion von Tessin-Stiftung, die kinderreiche Familien und sozial schwache, ältere Ehepaare unterstützen will.

Im Mittelpunkt der Spendenaufrufe in der SZ standen schwer kranke und behinderte Kinder und Jugendliche, alte Menschen, deren Leben von Armut und Einsamkeit geprägt ist, Menschen, die trotz Behinderung und unter schwierigen finanziellen Bedingungen den Alltag bewältigen, sowie Familien mit Kindern, denen das Arbeitseinkommen nicht zum Leben reicht.

"Es beeindruckt mich immer wieder, dass die Leser nicht nur finanziell helfen wollen, sondern sich spontan bereit erklären, sich für die eine oder andere Person persönlich zu engagieren", sagt Geschäftsführerin Niedermeier. Dank der Unterstützung der Leser könne der Adventskalender weit mehr Menschen helfen als nur jenen, über die berichtet wird: "Es herrscht mehr Not in unserer reichen Stadt und den umliegenden Landkreisen, als sich viele Menschen vorstellen." Täglich erreichen Niedermeier erschütternde Geschichten von Menschen, die Hilfe brauchen - aber auch "herzzerreißende Dankesbriefe oder überglückliche Anrufe", wenn der Adventskalender helfen konnte.

Bei älteren Menschen und Familien lösen die Lebensmittelpakete große Freude aus: "Wir möchten uns recht herzlich für das Lebensmittel-Geschenkpaket bedanken", schrieb eine Mutter. "Meine Kinder und ich sind sehr begeistert über die Spendenfreudigkeit der SZ-Leser." Eine ältere Frau sagt "herzlich Danke" und fügt hinzu: "Es ist doch immer wieder schön zu wissen, dass man uns Rentner nicht vergisst." Einer Frau, die an Multipler Sklerose erkrankt ist, half der SZ-Adventskalender, ein Paralleltandem zu kaufen, das "schönste Weihnachtsgeschenk überhaupt", weil es ihr kleine Ausflüge ermöglicht.

Dank kam aber auch von Einrichtungen, die sich um Menschen in schwierigen Lebenssituationen kümmern. "Die Spende der Ferienpässe war von großer Bedeutung für uns", schrieb das Münchner Waisenhaus. Die "Silhouette-Girls", die Auszubildenden der Damenmaßschneiderei "La Silhouette", freuten sich ebenso: "Dank dem SZ-Adventskalender ist es immer wieder möglich, kleine Notfall-Löcher zu stopfen (leere Kühlschränke bereits zur Monatsmitte, leere Bäuche von kleinen Kindern und jungen Müttern, Löcher in Kinderstrumpfhosen und die typischen Löcher im Geldbeutel)." Gefragt sind auch Einkaufsgutscheine, wie etwa bei Frauen, die vor gewalttätigen Partnern mit ihren Kindern ins Frauenhaus flüchten. "Wir können schnell und unbürokratisch Essensbeihilfen leisten", dankte die Leiterin des Münchner Frauenhauses. Und die zwei Dutzend Kinder, die dort mit ihren Müttern leben, konnten zu Weihnachten auch kleine Geschenke auspacken.

© SZ vom 09.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: