Rechtsstreit:Den Marstall gibt's zweimal

Lesezeit: 2 min

Der Marstall auf der Wiesn heißt nun "Marstall Festzelt", damit es keine Verwechslung mit der Probe- und Experimentierbühne des Residenztheaters im historischen Marstallgebäude hinter der Oper gibt. (Foto: Robert Haas)

Wiesnwirt Able einigt sich mit Freistaat über das Namensrecht

Von Franz Kotteder

Groß ist die Gefahr, ein Wiesnzelt mit dem Residenztheater zu verwechseln, ja eigentlich nicht. Trotzdem waren einige Anwälte drei Jahre lang gut damit beschäftigt, diese Gefahr zu minimieren. Nun ist die Sache geklärt: Das Bierzelt heißt künftig "Marstall Festzelt", und die Probe- und Experimentierbühne des Residenztheaters im historischen Marstallgebäude hinter der Oper schlicht "Marstall". Darauf haben sich der Wiesnwirt Siegfried Able und der Freistaat Bayern nach langwierigen Verhandlungen geeinigt. Oder um es mit Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU) zu formulieren: "Wir haben einen modus vivendi gefunden." Mit dem Marstall habe man noch einiges vor, und deshalb wolle man sich diesen Namen auf jeden Fall bewahren.

Able wurde 2014 Nachfolger von Sepp Krätz und des Hippodrom-Zelts. Marstall nannte er sein eigenes Zelt und ließ diesen Namen gleich markenrechtlich schützen, damit ihn ihm niemand streitig machen konnte. Able hat Erfahrung mit solchen Dingen, unter anderem hat er sich auch den Namen "Ochsensemmel" schützen lassen, was die Kollegen von der Ochsenbraterei nicht lustig fanden.

Auch das Residenztheater war "not amused", als es vom Namen des neuen Bierzelts hörte. Schließlich gab es dort seit vielen Jahren schon im alten historischen Marstallgebäude von Ludwig von Klenze am Marstallplatz hinter der Oper eine Probe- und Eyperimentierbühne des Staatstheaters. Und weil man nun befürchtete, Able könnte seine Markenrechte gegenüber dem Freistaat geltend machen und Lizenzgebühren verlangen, setzte das Theater die Anwälte in Bewegung. "Wir wollten es uns mit dem Freistaat natürlich nicht verscherzen", sagt Siegfried Able. Trotzdem hat es länger gedauert, bis man sich einig geworden ist. Able hat mittlerweile einem Kompromiss zugestimmt und überträgt seine Markenrechte dem Freistaat für den Bereich kulturelle Aktivitäten und, so lautet die vertragliche Formulierung, für "Dienstleistungen zur Verpflegung und Beherbergung von Gästen (in Zusammenhang mit dem Betrieb eines Cafés)". Letzteres war dem Residenztheater schon deshalb wichtig, weil sich im Marstall nicht nur eine Bühne befindet, sondern auch eine Theatergastronomie. Wegen des Teilüberlassungsvertrags heißt das Bierzelt nun "Marstall Festzelt", nicht nur "Marstall", so nach und nach wird das auch auf Servietten, Tischdecken und anderen Gegenständen bis hin zur Kleidung der Bedienungen geändert. "Alles sofort zu ändern", sagt Able, "das hätte uns einen mittleren sechsstelligen Betrag gekostet."

Der Freistaat war übrigens nicht der einzige Beschwerdeführer gewesen. Auch eine Firma aus Oberstaufen, die den Namen Marstall trägt, hatte sich gemeldet. Mit der hatte sich Able allerdings schneller geeinigt. Denn die Oberstaufener stellen Pferdefutter her, und damit in Konkurrenz zu treten, davon ist ein Bierzelt doch relativ weit entfernt.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: