Reaktionen:Schneller, leiser, leerer

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Im Park stoßen die Pläne meist auf Zustimmung

Von Milena Hassenkamp, München

Im Sommer kann es ein bisschen eng werden. So wie an diesem Mittag, wenn sich Radler und Fußgänger in Scharen auf der breiten Teerstraße durch den Englischen Garten bewegen. Die blauen Linienbusse kommen dann nur langsam voran, kurven große Bögen um Passanten und Radler. Doch das soll sich ändern, wenn hier erst Schienen die etwa 900 Meter Asphaltbahn ersetzen.

Studentin Isabel Rojas findet das richtig gut. Täglich ist sie auf der Strecke mit ihrem Fahrrad unterwegs: von Schwabing zum Institut für Politik ist die Fahrt durch den Englischen Garten die schnellste Option, aber nicht die entspannteste, findet die Studentin. "Der Verkehr hier ist für Fahrradfahrer der Horror, alle zwei Minuten kommt entweder ein Bus oder ein Tourist steht im Weg." Gäbe es eine Tram, würde sie vielleicht öfter das Rad stehen lassen und die Straßenbahn nehmen, weil es schneller ginge: "Mit einer neuen Tramlinie wäre man nicht mehr so abhängig vom Verkehr."

Auf eine schnellere Verbindung hofft auch Helmut K., der gerade im Bus Nummer 54 durch den Park fährt. Und auf mehr Platz, denn im Bus sei es oft, gerade zu Schulzeiten, sehr voll. Klarer Vorteil für die neue Tramlinie, findet er, zumal diese auch noch weniger Lärm mache als ein Bus. Neben ihm, am Seitenfenster des Busses, taucht immer wieder das Gesicht eines Radlers auf, der sich mit dem Busfahrer ein Rennen liefert, bis beide von einer japanischen Reisegruppe gestoppt werden, die sich in Zeitlupe vom Biergarten am Chinesischen Turm auf die Fahrbahn schiebt, den Blick fest auf ihre Smartphones gerichtet.

Carolin Ebert blickt dem Bus von der Haltestelle aus hinterher. Die Studentin fährt jeden Tag durch den Park zur Uni, meist mit dem Fahrrad, weil es im Bus zu voll ist und "weil die Studententickets überteuert sind". Außerdem sei der Busfahrplan nicht verlässlich, sagt Ebert. Laut diesem komme alle drei bis vier Minuten ein Bus, die Realität sehe aber anders aus. "Da kommen manchmal drei Busse hintereinander und dann über zehn Minuten gar keiner." Ganz geheuer sind ihr als Fahrradfahrerin aber auch die Schienen nicht, die für eine neue Trambahn im Englischen Garten notwendig wären. "Wer da einmal mit dem Rad reingekommen ist, weiß wieso". Rentner Harro Baumann, der mehrmals täglich mit seinem Fahrrad durch den Park fährt, hat bei diesem Punkt ebenfalls Bedenken. Er freut sich auf die neue Tram, "aber nur, wenn das Fahrbahngleis wirklich von der Fahrradstrecke getrennt ist". Gut findet er vor allem den Betrieb per Akku, der Oberleitungen im Park unnötig macht.

Spaziergängerin Christine Dehner dagegen kann sich für die Trampläne überhaupt nicht begeistern. Die Gefahr im Park sei zu groß, schon in der Innenstadt gebe es genug Unfälle mit Trambahnen. Sie wolle gar nicht erst an die Hunde oder Kinder denken, denen im Englischen Garten etwas zustoßen könnte, wenn eine Tram nicht mehr bremsen könne. "Ich weiß nicht, was das Ganze soll?", sagt Dehner. Mit Bussen sei es doch bisher auch immer gegangen.

Außerhalb des Englischen Gartens schiebt Anwohnerin Margit-Marie Lohmeyer ihr Fahrrad gerade durch die Franz-Joseph-Straße Richtung Supermarkt. Auch hier soll die neue Tramtangente verlaufen. Lohmeyer war unter dem alten Oberbürgermeister Christian Ude noch gegen das rot-grüne Projekt. Inzwischen hat sich das geändert. Leise sei die Tram ja und "ökologisch ist das sehr sinnvoll".

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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