Prozessbeginn:Anwalt soll Sprengstoffe gehortet haben

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Um sich gegen Polizisten wehren zu können, soll ein Münchner Anwalt Chemikalien zur Herstellung von Sprengstoff gelagert haben. Und das nicht nicht das einzige Vergehen, das nun vor Gericht verhandelt wird.

Von Christian Rost

Ein Rechtsanwalt soll in seiner Münchner Wohnung kiloweise Material zur Herstellung von Sprengstoffen aufbewahrt und als Stalker Angst und Schrecken verbreitet haben. Nun muss sich der 41-Jährige am Landgericht München I verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm eine ganze Reihe Straftaten vor, wobei der in seiner Wohnung sichergestellte Chemikaliensammlung in dem am Montag beginnenden Prozess eine besondere Aufmerksamkeit zukommen dürfte: 30 Liter flüssige und mehr als drei Kilogramm feste Grundstoffe, aus denen sich hochexplosive Sprengstoffe wie Triacetontriperoxid, Nitroglycerin und Nitrocellulose herstellen lassen, wurden laut Anklage in der Wohnung des Mannes gefunden. Angeblich hatte er geplant, den Sprengstoff gegen Polizisten im Fall einer Stürmung seiner Wohnung einzusetzen, die bereits 2008 wegen Waffendelikten durchsucht worden war.

Vorbereitungen für den Belagerungszustand

Für seinen Kampf gegen die Polizei soll sich der Jurist auf einen regelrechten Belagerungszustand vorbereitet haben. In der Wohnung befanden sich große Lebensmittelvorräte, mehr als 100 Liter Benzin und Petroleum, Feuerwerksbatterien, Pfefferabschussgeräte sowie Operationsbesteck und Bücher über Guerillatechniken.

Mit bedrohlichen Äußerungen über Waffen soll der Mann, der seit August 2013 vorläufig in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht ist, auch eine ehemalige Studienkollegin und deren Familie verängstigt haben. Er war Patenonkel einer Tochter seiner Bekannten, der Kontakt zu ihm wurde aufgrund seines merkwürdigen Verhaltens aber abgebrochen.

Laut Anklage reagierte er darauf mit zahlreichen E-Mails und Briefen aggressiven Inhalts und schickte dazu einen Blumenstrauß. Die betroffene Familie war derart verunsichert, dass die Kinder nicht mehr alleine das Haus verlassen durften, dessen Rollläden schon früh am Abend heruntergelassen wurden in Sorge vor dem Anwalt.

Zugesetzt haben soll er auch einer weiteren ehemaligen Studienkollegin. Sie hatte in den Neunzigerjahren den Kontakt zu ihm abgebrochen, weil er aufdringlich war und sie nichts von ihm wollte. Den Ermittlungen zufolge akzeptierte er das nicht, reiste ihr in den Urlaub nach Ägypten nach und schickte ungebeten Geschenke. Von 2009 an stellte er der Frau offenbar erneut nach, die inzwischen in Norddeutschland lebte.

Das Opfer ließ deswegen beim Einwohnermeldeamt eine Auskunftssperre eintragen und zog um. Der Angeschuldigte soll aber sogar Schulen angeschrieben haben, um den Sohn der Frau und somit sie selbst ausfindig zu machen. Sie litt erheblich unter dem mutmaßlichen Stalker, der sich nun an sechs Verhandlungstagen vor Gericht verantworten muss.

© SZ vom 27.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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