Prozess vor dem Landgericht:Betrug in Saus und Braus

Lesezeit: 1 min

Paar soll sich mit Straftaten ein Luxusleben finanziert haben

Von Christian Rost

Mit einem Küsschen begrüßte Heinz G. seine Freundin Antonella Gu. im Sitzungssaal der 7. Strafkammer am Landgericht München I. Dann nahmen die beiden nebeneinander auf der Anklagebank Platz und hörten sich gut eine Stunde lang an, was ihnen die Staatsanwaltschaft vorwirft. Er handelt sich um eine ganze Latte an Betrugsstraftaten, mit denen sich die beiden von 2010 bis 2014 ihren luxuriösen Lebensstil finanziert haben sollen. In einem Fall sollen sie in einem Lokal die Zeche für ihre Hochzeitsfeier geprellt haben, wobei sie den Gästen und dem Wirt nur vorgegaukelt hätten, frisch verheiratet zu sein.

Tatsächlich haben sich der 64-jährige Kaufmann und die 40-jährige Hausfrau nie das Ja-Wort gegeben. Dennoch luden sie am 22. Juli 2011 in ein Lokal im Englischen Garten zur großen Sause. Auf mehr als 30 000 Euro belief sich die Rechnung, weitere rund 10 000 Euro fielen an Übernachtungskosten für die Gäste in einem Hotel an. Heinz G. zahlte laut Anklage insgesamt lediglich 7000 Euro, nachdem ihm die Geschädigten mehrfach hinterhertelefoniert hatten.

Bei einem großen Münchner Tourismusveranstalter soll Heinz G. eine schicke Reise nach Las Vegas gebucht haben, die rund 7800 Euro kostete. Gezahlt wurde nichts. Ebenso blieb laut Anklage ein Chauffeur auf seinen Kosten sitzen, der G. nach Monte Carlo gefahren hatte.

Der Schaden: 3750 Euro. Ob Hotelübernachtungen, Möbelbestellungen, gemietete Wohnungen oder weitere Reisen: Immer blieben offene Rechnungen zurück. Den Angeklagten soll es nicht nur darum gegangen sein, sich vor Forderungen zu drücken, sie sollen sich auf betrügerische Weise auch Geld verschafft haben. Treibende Kraft sei stets Heinz G., weswegen er auch seit Juli 2014 in Untersuchungshaft sitzt, während sich seine Freundin auf freiem Fuß befindet.

So hat G. der Anklage zufolge bei einer österreichischen Volksbank ein Konto eröffnet und es um fast 10 000 Euro überzogen. Zurückgezahlt wurde der Überziehungskredit nicht. Und bei einer Münchner Privatbank hätten sich der Mann und seine Freundin Verrechnungsschecks erschwindelt, die sie der Reihe nach platzen ließen. Den Bankern hatten sie erzählt, sie würden bald 13 Millionen Euro aus einem Immobiliengeschäft in der Schweiz erhalten. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: