Prozess um versuchten Totschlag:Täter und Opfer in Haft

Staatsanwältin lässt Zeuge wegen Falschaussage festnehmen

Der mutmaßliche Täter sitzt schon ein Jahr in Untersuchungshaft. Und nun auch sein mutmaßliches Opfer. Es ist ein kurioser Fall, der da am Freitag vor dem Landgericht München I begonnen hat. Suad S. ist wegen versuchten Totschlags vor der 2. Strafkammer angeklagt. Im Juni 2015 soll er nachts vor einem Lokal in der Landsberger Straße dem Mechaniker Mario K. mit einem Taschenmesser den Kehlkopf durchstochen haben. Suad K. tauchte nach der Tat für mehrere Monate in seiner Heimat Serbien unter. Anfang 2016 kehrte er nach München zurück und wurde dort von den Ermittlern gefasst.

Warum sich Suad S. und der Mechaniker gestritten haben, ist unklar. Nach der Messerattacke war Mario K. weggelaufen. Als er am nächsten Morgen aufwachte, sei sein Bett voller Blut gewesen, so der 39-Jährige am Freitag. Als seine Nachbarin ihn sah und fragte, was passiert sei, entgegnete K., er habe sich beim Rasieren geschnitten. Vor Gericht berichtete er nun, er sei bei der Flucht über einen Zaun geklettert. Vermutlich habe er sich dabei die Verletzungen zugezogen. Das Gericht glaubte ihm kein Wort. Richter Norbert Riedmann sagte zu Mario K., dass es die Kammer in letzter Zeit leider öfters erlebe, dass Personen aus Südosteuropa Streitigkeiten am liebsten ohne die deutsche Justiz regeln wollten. Mehrmals ermahnte er Mario K., die Wahrheit zu sagen. Doch der blieb bei seiner Einlassung. Die Staatsanwältin ließ das mutmaßliche Opfer daraufhin wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage vorläufig festnehmen.

© SZ vom 16.10.2017 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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