Pontifikale:Geduldiges Papier

Staatsbibliothek gibt historisches Kirchenbuch an Polen zurück

Am Montag ist das sogenannte Plocker Pontifikale zum letzten Mal in der Bayerischen Staatsbibliothek zu sehen gewesen. Mitte der Woche wird Bayern die wertvolle Handschrift aus dem 12. Jahrhundert an die katholische Kirche in Polen zurückgeben. Es ist das älteste polnische Pontifikale und enthält Texte für liturgische Handlungen, die nur dem Bischof vorbehalten sind.

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) wird das Dokument am Mittwoch persönlich in Warschau überbringen und dem Bischof von Plock, Piotr Libera, aushändigen. Die Nationalsozialisten hatten die einzigartige Handschrift aus der Bibliothek des Priesterseminars der Diözese Plock geraubt. Unter dem Hinweis auf eine falsche Provenienz war sie Anfang der Siebzigerjahre von einem Auktionator in Bayern angeboten und von der Staatsbibliothek angekauft worden. Eine liturgiewissenschaftliche Untersuchung hat die Herkunft der Handschrift erst später ermittelt.

Grundlage der Rückgabe ist das Washingtoner Abkommen. Die Handschrift hatte zunächst zum Besitz der von Kaiser Otto III. und Papst Silvester II. auf Bitten des polnischen Herzogs Bolislaw I. Chrobry um das Jahr 1000 errichteten Erzdiözese Gnesen gehört. Mit der Errichtung der Kirchenprovinz Gnesen konnte die Kirche Polens ihre eigenen Traditionen ausprägen. Um 1250 war das Dokument dann vom Metropolitansitz Gnesen an das Suffraganbistum Plock gegeben worden. Erläutert sind darin die Ausformung der entsprechenden Gebräuche im Bereich der Erzdiözese Gnesen und deren Suffraganbistümer. Für viele Riten, zum Beispiel für die österliche Liturgie, bringt das Pontifikale laut Staatsbibliothek auch den ersten Beleg auf polnischem Boden.

© SZ vom 14.04.2015 / SZ, KNA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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