Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg:Mama Bavaria, jetzt hast du es genau beinand'

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Die Gedanken sind frei... SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch (Foto: Dieter Hanitzsch)

"Der vierfache Horst", "Sturm im Oberstübchen" und "Boshafte Spitzen, ernste Appelle, einmaliges Ende" (25. Februar):

Wenig geistreich

Man traut sich ja fast nicht mehr Stellung zu nehmen, da alle so begeistert waren, aber die Predigt der "Bavaria" war stellenweise nicht lustig, sondern eher beleidigend und stillos. Dazu kommt, dass das "Draufhauen" auf Markus Söder offenbar als Gipfel der Comedy gilt. Das ist aber auf die Dauer langweilig und wenig geistvoll. Es gibt auch andere "Opfer". Die Bavaria hätte sich vom nachfolgenden Singspiel inspirieren lasen sollen, dann wäre sie vielleicht besser beraten gewesen, denn das Singspiel hatte im Gegensatz zu Frau Kinseher Klasse. Horst Fischer, München

Billiges Franken-Bashing

Dass die Kinseher anhand von Taktlosigkeiten in üblich bayerischer Manier versucht, sich über uns Franken lustig zu machen, ist ja nichts Neues. Gleiches konnte ich persönlich an einem - einmal und nie wieder - "Kabarett"-Abend mit ihr erleben. Die Grenze von taktlosem Derblecken zu Beleidigungen ist seit dem Nockherberg-Abend jedoch überschritten. Das Singspiel war allerdings an Banalität nicht zu überbieten. Um uns Franken zu beeindrucken, muss man sich schon weitaus Besseres einfallen lassen. Petra Schneider, Exilfränkin, Lenggries

Ziel verfehlt

Frau Kinsehers Rede zur diesjährigen Salvatorprobe war miserabel. Nicht, weil Sie vielleicht keine klare Aussprache hätte, sondern weil die Inhalte verfehlt und beleidigend waren. Das Flüchtlingsproblem in eine humoristische Veranstaltung hineinzuziehen erfordert, wenn überhaupt, Fingerspitzengefühl. Sie wollte "politisieren" - aus welcher Richtung, ist jedem klar geworden. Wir wollten humoristisch unterhalten werden. Ich bin kein CSU-Parteimitglied, aber in Richtung der anwesenden Regierungsmitglieder, als Vorwurf, zu sagen, "Mitgefühl hätte keine Obergrenze", bedeutet doch, dass sie völlig ignoriert, dass Bayern, seine Bürger und seine Regierung bisher mehr für die Flüchtlinge getan haben als alle übrigen Bundesländer respektive alle europäischen Staaten zusammen.

Was waren das doch für schöne Zeiten, als ich noch als leitender Mitarbeiter der Paulaner-Brauerei Mitte der 60er Jahre mit Olf Fischer und Dr. Emil Vierlinger vom Bayerischen Rundfunk die Salvatorprobe mitorganisieren durfte und der Roider Jackl der Protagonist war. Ganz zu schweigen von den später so feinsinnigen, intelligenten Texten eines Hannes Burger, vorgetragen vom unvergessenen Walter Sedlmayr. Umso grandioser war das Singspiel in Aufwand und Bühnenbild. Leider waren nur die Figuren von Markus Söder und der Frau Merkel zu identifizieren. Guttenberg, Seehofer, Herrmann, etcetera: völlig daneben! In diesem Sinne hoffen wir alle auf eine bessere Mutti-Bavaria im nächsten Jahr. Johannes R. M. Christl, Seeshaupt

Intellektuelle Insuffizienz

Ich bin 65 Jahre alt und schaue zuverlässig den Nockherberg seit circa 50 Jahren. Erst als junges Mädel, dann als gestandene Bürgerin und dann als Gast in meiner Funktion als Münchner Stadträtin. In diesen 50 Jahren gab es natürlich Höhen und Tiefen in der Qualität, wie eben bei allem, das jährlich einfach stattfinden muss. Seit Luise Kinseher die "Mama Bavaria" gibt, hat das Stück einen Abwärtstrend. Nicht, weil sie eine Frau ist, sondern, weil sie der falsche Mensch am falschen Ort ist. Den Höhepunkt ihrer intellektuellen Insuffizienz hat sie aber dieses Mal erreicht. Man erwartet mehr und Intelligenteres von der Fastenpredigt als eine - sich auch noch wiederholende - Aneinanderreihung von Unverschämtheiten und Beleidigungen der anwesenden Politiker, die auch noch extrem einseitig war: dass Herr Reiter so gut wegkommt, ist völlig unverständlich, denn was tut er denn schon so Exorbitantes? Er hat ein Mal die Bayernkaserne geschlossen, hat sein Fähnchen in der Flüchtlingsfrage erst diese Woche nach dem Wind gedreht; ansonsten ist er für sein Gitarrespiel und das Fallenlassen von Referentinnen bekannt. So what? Kennt er die Luise einfach nur besser als die anderen Politiker? Auch die unsäglichen BR-Aushängeschilder Ursula Heller und Amelie Fried, die nur noch frech und selbstgefällig sind und inhaltlich nichts Vernünftiges mehr abliefern, sollten endlich einmal ausgetauscht werden. Man hört, der "Maibock" sei inzwischen besser als der Salvator; seit Mittwoch ist das mehr als eine Annahme, es ist ein Faktum! Ursula Sabathil, München

Geschmacklos

Das Singspiel wurde in der Presse und im Fernsehen als hervorragend gelungenes und tolles Politiker-Derblecken in höchstem Maße gelobt. Auch in der SZ, aber ganz besonders im Bayerischen Fernsehen. Ohne Zweifel hatte das Singspiel streckenweise hohes Niveau. Die Freiheit der Meinungsäußerung in unserer Gesellschaft ist ein hohes Gut. Geschmacklos und beleidigend war allerdings die Darstellung der Bundeskanzlerin Angela Merkel (Hosenszene). Ich halte die Darstellung von Angela Merkel als Irre, die in der Zwangsjacke weggebracht werden muss, für inakzeptabel. Das ist Pegida- Niveau! Angela Merkel hat dieses Land zehn Jahre als Kanzlerin erfolgreich durch Krisen geführt. Ihre Flüchtlingspolitik ist pragmatisch, menschlich, politisch weitsichtig. Dafür zur Erheiterung der "politischen Prominenz" Bayerns so vorgeführt zu werden, ist schwer verständlich. Vermisst habe ich in der Presse jegliche Form von Kritik - ob das Gleichschaltung oder starkbierbedingt ist? Prof. Dr. Johannes Georg Wechsler, München

© SZ vom 01.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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