Personalführung:110 Mitarbeiter müssen wohl gehen

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Anders als angekündigt wird die Sana-Gruppe nun doch nicht alle Angestellten der Schreiber-Klinik übernehmen

Von Stephan Handel

"Konzeptionelle Änderungen", "komplexe Abstimmungen" - was Pressestellen halt so schreiben, wenn sie noch nichts sagen wollen, können oder dürfen. Der Satz allerdings, der vor allem die Angestellten der Schreiber-Klinik in Bogenhausen interessieren wird, folgt gleich darauf: Es sei "leider nicht möglich, wie ursprünglich geplant, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übernehmen". Das gab die Sana-Gruppe, die die traditionsreiche Privatklinik im Frühjahr übernommen hat, heute in einer Pressemitteilung bekannt.

Das Geschäft, das Sana im April verkündete, war ein doppelseitiges: Der Konzern übernahm den Klinikbetrieb - nicht jedoch die Immobilie des 1952 gegründeten Krankenhauses. Zunächst behielt sie Michael Schreiber jun., der Sohn des Klinikgründers, mittlerweile hat er sie aber an einen Investor verkauft. Die Sana-Gruppe hingegen übernahm seinerzeit den Klinikbetrieb und versprach in einer Pressemitteilung, die Verträge aller Mitarbeiter unverändert weiterzuführen - allerdings sollte der Standort verlegt werden, an den "Sana Gesundheitscampus Sendling" an der Plinganserstraße.

Was genau dort geplant ist, was aus Bogenhausen mitgenommen werden soll, dazu will Sana sich nicht äußern. Die Gewerkschaft Verdi in Person der Branchenbeauftragten Kathrin Weidenfelder allerdings weiß Näheres: Von jetzt 210 Arbeitsplätzen sollen nur 90 erhalten bleiben. "Und wie immer trifft es hauptsächlich die Schwächsten", sagt Weidenfelder - so sei Reinigungskräften angeboten worden, in der Service-Gesellschaft von Sana weiterzuarbeiten; dort würden sie aber 20 Prozent weniger Gehalt bekommen. Aber auch 20 Arztstellen sollen laut Verdi abgebaut werden. Nicht auf der Streichliste stehen hingegen die Pflegekräfte - was nicht verwundert, denn angesichts des Pflegenotstands werden solche nicht nur von Kliniken in München verzweifelt gesucht.

Laut Gewerkschaft sollen von den bislang knapp 100 Betten nur rund 60 in Sendling weitergeführt werden - unter anderem soll es keine Intensivstation mehr geben. Das ist insofern ungünstig, weil damit künftig die Versorgung von Intensivpatienten im Nordosten der Stadt alleine beim städtischen Klinikum Bogenhausen hängen bleiben würde - ebenso wie die Notaufnahme. Denn eine Notfallambulanz soll es in Sendling nicht mehr geben, auch wenn das die übrigen 17 Notaufnahmen noch stärker belasten könnte. Deren Überbelegung ist allerdings nur zum Teil auf ihre geringe Anzahl zurückzuführen, eher liegt sie an dem geänderten Patientenverhalten: Weil viele Familien keinen Hausarzt mehr haben, gehen sie, wenn notwendig, gleich ins Krankenhaus, so dass eigentlich ambulante Fälle die Notaufnahmen verstopfen.

Die Sana AG hält an ihrem Plan fest, am 18. September den Betrieb von Bogenhausen nach Sendling zu verlegen. Der komplette Umzug soll dann bis zum Jahresende über die Bühne sein. Bis dahin werden auch die bisherigen Beschäftigten in der Schreiber-Klinik Gewissheit haben: "Entsprechende Gespräche mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat laufen", teilt der Konzern mit.

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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