Passende Projekte finden:Wenn plötzlich 25 Leute anrücken

Manche Ideen von Firmen stellen soziale Einrichtungen vor Probleme

Von Julia Haas

Ein Social Day muss her, und das am besten sofort: Wenn es um soziales Engagement geht, kann es vielen Firmen gar nicht schnell genug gehen. Doch zwischen Idee und Umsetzung steckt ein großer Organisationsaufwand. Sonja Krebes leitet die Münchner Geschäftsstelle der Arbeiterwohlfahrt. Wenn Firmen bei ihr anrufen, versucht sie, diese an passende Projekte oder Einrichtungen zu vermitteln. Doch oft gebe es zum gewünschten Zeitpunkt einfach keine passende Aktion. "Viele Firmen wollen zur Stärkung der Corporate Identity gleich mit 25 Leuten anrücken. Da sind wir mit unseren kleinen Einrichtungen verloren", sagt Krebes. Um etwas zu finden, müsse sie einigen Aufwand betreiben. "Wir freuen uns, wenn sich Firmen melden", beteuert Krebes aber.

"Ich würde mir nur wünschen, dass die Zusammenarbeit mit den Firmen längerfristig angelegt ist", sagt Michael Reichert. Er arbeitet beim Freiwilligenzentrum München-West der Caritas und organisiert Freiwilligenaktionstage. Er findet für Firmen passende Projekte aus ganz München. Und er kontrolliert, ob der Gewinn für beide Seiten am Ende höher ist als der Organisationsaufwand. Im vergangenen Jahr hat er aber nur zwei Projekte organisiert. "Meistens scheitert es am Geld", sagt Reichert. Seine Rundumbetreuung kostet die Firmen nämlich etwa 600 Euro pro Projekt.

Manchmal melden sich Unternehmen auch direkt bei sozialen Einrichtungen, zum Beispiel bei Lena Bauer in der Gemeinschaftsunterkunft Mainaustraße. So baute im Jahr 2016 eine Firma mit den Flüchtlingen Palettenmöbel, im Jahr darauf veranstalteten sie eine Rallye durch München. "Wenn sich die Unternehmen Gedanken machen, was die Leute wirklich brauchen, entstehen dabei sehr schöne Aktionen", sagt Bauer.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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