Ortsabhängig:Nur der Standort zählt

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Grund- und Mittelschulen tragen immer die Straße im Namen - warum, ist unklar

Von Melanie Staudinger, München

Manche Grundschulen in München haben einfach Glück gehabt. Die Grundschule an der Gänselieselstraße zum Beispiel, die sich Gänselieselschule nennt. Oder die Grundschule an der Forellenstraße, Forellenschule genannt, vielleicht auch die Grundschule an der Schwind-/Zentnerstraße, die Schwindschule. Bei anderen klingt der Name schon komplizierter: bei der Bad-Soden-Schule etwa, die an der Bad-Soden-Straße liegt. Bei der Grundschule an der Schrobenhausener Straße oder der Grundschule an der Südlichen Auffahrtsallee sind griffige Abkürzungen kaum möglich. In der bayerischen Landeshauptstadt aber heißen grundsätzlich alle Grund- und Mittelschulen nach ihrer Adresse - im Gegensatz zu vielen öffentlichen Gymnasien, Realschulen und beruflichen Schulen haben sie sich keine eigenen Namen gegeben.

Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Denn es ist nicht so, dass es jemals einen Stadtratsbeschluss dazu gegeben hätte. Das Kultusministerium hat keine derartige Regel erlassen, und auch das staatliche Schulamt, zuständig für alle 135 Grundschulen und 44 Mittelschulen in der Stadt, weiß nicht so recht, warum immer der Straßenname verwendet wird. "Ich vermute, dass es mit der leichteren Orientierung zusammenhängen könnte", sagt Schulamtsdirektorin Beate Eckert-Kalthoff, die die Behörde derzeit kommissarisch leitet. Es sei praktisch, mit den Straßen, Plätzen, Alleen und Angern tue man sich leicht. "So leben auch Stadtgeschichte, Stadtteilidentität und so manche große und wichtige Persönlichkeit in diesen Schulnamen, bleiben lebendig und finden auch bei Jubiläen und Festen immer wieder eine Belebung", sagt Eckert-Kalthoff.

Mit ihrer Vermutung liegt sie wohl nicht falsch. Aus Tradition würden die Grund- und Mittelschulen in München nach Straßen benannt, erklärt Martin Nell, Sprecher der Regierung von Oberbayern, die an Schulen, wenn sie das wollen, einen Namen vergibt. Seit Einführung der Mittelschule vor ein paar Jahren enthalte der offizielle Schulname sogar die Hausnummer. Denn die Zahl der Schulen in München wächst stetig. Sollten dann mal zwei Schulen in einer Straße liegen, ließen sie sich anhand ihrer Hausnummer immer noch unterscheiden. Das ist bisher nicht vorgekommen - allerdings nur wegen eines Tricks. Denn in der Klenzestraße gäbe es eigentlich zwei Grundschulen, eine mit der Hausnummer 48, die Klenzeschule, und eine mit der 27, die aber Grundschule am Gärtnerplatz heißt.

Für immer ausgeschlossen ist es also nicht, dass eine Münchner Grund- oder Mittelschule auch mal einen individuellen Namen bekommt. Dazu müsste die Stadt einen Antrag auf Namensänderung bei der Regierung von Oberbayern stellen - das geht aber nur, wenn Stadtrat, Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülervertretung zustimmen. Die meisten Grund- und Mittelschulen haben sich ohnehin auf einem anderen Wege Individualität verschafft: mit farbenfrohen, lustigen Logos, die sich nicht nur auf den Internetseiten der Schulen, sondern oft auch auf Schulshirts, Aufklebern, Kappen oder gar Buntstiften finden.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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