Östliche Tunneleinfahrt:Unerfüllte Wünsche

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Das Haus der Kunst bleibt von der Innenstadt abgeschnitten

Von Susanne Hermanski, München

Wenn es in diesen Tagen um eine Neugestaltung des Altstadtrings geht, spielt das "Haus der Kunst" bei den Überlegungen kaum eine Rolle. Freilich wird derzeit in München noch gestritten, was überhaupt statthaft sei, wenn es um den von Hitler initiierten Bau an der Prinzregentenstraße geht. Doch Tatsache ist: Hinter dem Haus, in dem manche nur den Schandfleck sehen können, erstreckt sich Münchens großer Stolz - der Englische Garten. Und wenn das Haus der Kunst weiterhin durch einen der neuralgischen Punkte des Altstadtrings - die Tunneleinfahrt und die darüberliegende, große Kreuzung - von der Innenstadt abgeschnitten bleibt, dann bleibt dies auch der Englische Garten.

Der englische Architekt David Chipperfield, der mit der Renovierung des Baus aus der NS-Zeit beauftragt ist, hat ein Konzept vorgelegt, demzufolge das Haus der Kunst eine ganz neue Transparenz erhalten soll. Wer auf das Haus zukommt, sollte seiner Idealvorstellung nach künftig nicht nur den historisch komplex zu betrachtenden Museumsbau selbst wahrnehmen. Kerngedanke seines Entwurfes ist es, das gesamte Haus wie ein Tor zum hinter ihm liegenden Park zu begreifen. Gerade so wie es bei den großen Landsitzen seiner englischen Heimat üblich ist. Dafür will er die Längsachse, die das Gebäude in seiner Mitte bereits besitzt, mit Glas in allen Türen und viel Licht im Inneren sichtbar machen und für Besucher wie Passanten öffnen.

Im Moment streitet sich München aber noch darum, ob dafür auch nur eine Reihe von Bäumen gefällt werden darf, die derzeit die Sicht auf das Gebäude nimmt. Die Linden waren in den Sechzigerjahren gepflanzt worden. "Als grüner Vorhang", wie Chipperfield sagt, hinter dem man die eigene Geschichte lieber verstecken wollte, als sich mit ihr bewusst zu konfrontieren.

Dass es womöglich - städtebaulich konsequent betrachtet - nicht genügen würde, die Bäume zu fällen, klang bereits bei der Präsentation der Entwürfe im Herbst an. Damals wies Kultusminister Ludwig Spaenle in einem Nebensatz darauf hin, dass der Altstadtring mit seiner gewaltigen Tunneleinfahrt das viel größere Hindernis für die logische Achse zwischen dem Hofgarten und dem Englischem Garten beziehungsweise dem Haus der Kunst darstelle. Klar sei aber, dass dies zu ändern nicht in der Kompetenz des Freistaats, sondern bei der Stadt liege. Das sind allerdings Wünsche für die Zukunft. Nach der aktuell geplanten Sanierung des Tunnels wird sich am Ostportal an der Oberfläche noch weniger als im Westen ändern.

Der Bau der Tunnelzufahrt in der Prinzregentenstraße war in den Siebzigerjahren offenbar auch der Grund, die Allee-Linden vor dem Haus der Kunst noch enger an das Gebäude heranzurücken. Dass sie nun so dicht davor stehen, lässt das Museum im Sommer geradezu hinter einer Laub-Camouflage verschwinden. Und mit ihm die vielen künstlerischen Interventionen, die an der Fassade die problematische Historie des Baus immer wieder aufgreifen und thematisieren.

© SZ vom 22.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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