NullAchtNeun:Die Tücken des Multastars

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Der Mensch, der Stadtmensch zumal, ist ein beschleunigtes Wesen, weshalb zu seinen ärgsten Feinden zählt: der Blitzer. Einmal kurz aufs Gas, und schon ist es passiert.

Nadeschda Scharfenberg

Der Mensch, der Stadtmensch zumal, ist ein beschleunigtes Wesen, weshalb zu seinen ärgsten Feinden zählt: der Blitzer. Frohgemut pest der Stadtmensch über die Straßen, denkt an dies und denkt an das, stellt fest, dass die Zeit mal wieder viel zu knapp ist, um all dies und all das erledigt zu bekommen (woran unter anderem die immer roten Ampeln auf der Kreiller- respektive Wasserburger Landstraße, kurz: WaBuLa, schuld sind). Wenn der rot- und zeitnotgeplagte Stadtmensch doch einmal in näherer Ferne etwas Grünes leuchten sieht, gibt er hoffnungsvoll Gas. Es kribbelt im Magen, noch 30 Meter, 20, Grün schlägt um in Gelb, der Stadtmensch gibt mehr Gas, noch zehn Meter, fünf, den Bleifuß ausgepackt. Zack, da wird die Ampel rot. Zu spät zum Bremsen. Es blitzt. Ja himmelkruzinesennochmal!

Werden immer besser: Moderne Blitzgeräte. (Foto: Foto: ddp)

Der "MultaStar c" hat zugeschlagen, eine der fiesesten unter den Radarfallen. Die Technologie in dem Kästchen des Grauens überwacht nämlich zwei Dinge gleichzeitig: Geschwindigkeit und Ampelfarbe. Wer zu schnell fährt, wird geblitzt. Wer einen im schönsten Verkehrsdeutsch sogenannten Rotlichtverstoß begeht, wird geblitzt. Wer noch schnell Gas gibt und dann doch um Sekundenbruchteile zu spät ist, wird geblitzt - und doppelt bestraft. Der Fluch des technischen Fortschritts.

Dabei liegt München auf der Rangliste der blitzwütigsten Städte weit abgeschlagen auf Platz 21. 3392 fest installierte Radarfallen mit wohlklingenden Namen wie Multanova oder Traffipax lauern in Deutschland, genau 21 davon in unserer Stadt. Rein rechnerisch überwacht hier jeder dieser Kummerkästen 15 Quadratkilometer. Da kommen weit weniger illustre Städte auf ganz andere Werte. Leverkusen oder Mannheim zum Beispiel rangieren in puncto Blitzerdichte ganz, ganz weit vor München, und am ärmsten dran sind die Wuppertaler mit einer Quote von 4,3 Quadratkilometern pro Messgerät. Da hilft nur: Umsteigen auf die Schwebebahn.

Das kann doch alles nicht sein! München ist immer Erster, in jeder Rangliste! Diese hier muss falsch sein - und es ist auch sofort ersichtlich, wo der Fehler liegt: Berücksichtigt wird nur die Quantität, nicht aber die Qualität. Auf der Blitzerfiesheitsskala steht unsere Stadt selbstredend vorne, unangefochten und mit weitem Abstand. Der Doppelblitzer MultaStar, der außer der WaBuLa auch noch andere Straßen ziert, ist nur ein Beispiel für die Gemeinheiten der hiesigen Verkehrsüberwachung. Ein anderes ist der Traffistar 330 im Aubinger Tunnel, der den Sünder hinterrücks mittels unsichtbarem Infrarotblitz knipst.

Nicht zu vergessen auch die mobilen Messanlagen, die mal hier der Raser harren und mal dort. Die Münchner Verkehrshüter begnügen sich nicht damit, diese in parkenden Autos zu platzieren. Neulich erst lauerte eine Radarfalle hinter einem FDP-Plakat. Wobei der Standort nicht schlecht gewählt ist, weil Blitzer und die FDP eines gemeinsam haben: Es sind vornehmlich Typen mit dicken, schnellen Autos, die auf sie hereinfallen.

© SZ vom 04.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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