Null acht neun:Prahlen nach Zahlen

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Statistiken sind wunderbar, weil sie mindestens so sehr verwirren, wie sie etwas erklären. Und so ist man geneigt, für München zu fordern: Mehr Briten, weniger Hunde!

Kolumne von Christiane Lutz

Statistiken sind wunderschön. Sie setzen die Dinge so oft in ein gefühlt völlig falsches Verhältnis und werfen die wunderlichsten Fragen auf. Das Statistische Jahrbuch verrät zum Beispiel, dass 2016 dreimal mehr Briten in München eingebürgert wurden als 2015. Dreimal mehr! Wahnsinn! München ist little Britain! Brexit lässt grüßen! Die Wahrheit ist: 2015 wurden 18 Briten eingebürgert, 2016 waren es popelige 59. Mit 59 Briten kann man vielleicht eine halbe Fußballkneipe füllen, aber sonst nicht viel anfangen.

Man könnte diese Briten einsetzen, um mehrere Statistiken für 2018 zu verbessern: Die Männer müssten Grundschullehrer werden, denn von allen Grundschullehrern Münchens sind nur 5,6 Prozent männlich. Oder man müsste sie ins Kino schicken, denn da gehen die Münchner auch immer seltener hin: 2,6 Mal im Jahr. Bedeutet das Komma Sechs jetzt eigentlich, dass der Münchner bei seinem jüngsten Kinobesuch nach etwas mehr als der Hälfte des Films nach Hause gegangen ist? Oder dass er nur 60 Prozent des Weges zum Kino zurückgelegt und es sich dann anders überlegt hat? Vielleicht hat er auch 40 Prozent des Films geknutscht und deshalb nicht alles mitbekommen?

Im Jahrbuch steht auch, dass in München mehr Hunde als je zuvor leben. 35 242 nämlich. Ob diese Handtaschen-Halbwesen da mitgerechnet sind, bleibt offen. Auch, ob diese Hunde allein leben und somit die Zahl der Single-Haushalte (54,7 Prozent) beeinflussen. Jedenfalls kommt auf 44 Münchner ein Hund. Das macht mehr Hund pro Münchner als Brite pro Münchner. Je nach Vorliebe kann man das jetzt schade finden oder nicht. Fest steht aber, dass Briten nördlich Italiens und jenseits der Wiesn meist in der Lage sind, eine Toilette zu benutzen und ihre Geschäfte nicht genau da zu erledigen, wo man hintritt. Klarer Vorteil.

Apropos Toilette: Eine andere Statistik verrät, dass eine Runde Klospülen in München durchschnittlich 1,9 Cent kostet und somit weniger als in Solingen, wo man für den Spaß 3,7 Cent hinblättern muss. Hurra! Endlich ist mal was in München billiger als anderswo. Um das zu feiern, könnten doch künftig alle Hunde statt der Straße einfach Toiletten benutzen. Und dann selbständig runterspülen.

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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