NS-Verbrechen:Demjanjuk wehrt sich gegen Abschiebung

Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk will seine Abschiebung nach München in letzter Minute verhindern.

Sein deutscher Pflichtverteidiger rechnet dennoch fest damit, dass Demjanjuk - wie am Donnerstag in der SZ berichtet - schon am kommenden Montag in München ankommen wird.

"Er kann den Abflug nicht verhindern", sagte Günther Maull. Demjanjuks US-Anwalt stellte am Donnerstag vor einem Gericht in Virginia einen Antrag auf Aussetzung der Auslieferung. Zugleich beantragte Anwalt John Broadley eine Wiederaufnahme des Verfahrens. Eine Auslieferung des Kranken, der am Freitag 89 Jahre alt wurde, sei zu grausam, sagte Broadley.

Wegen Beihilfe zum Mord an 29000 Juden im Vernichtungslager Sobibor will die Münchner Staatsanwaltschaft dem mutmaßlichen KZ-Aufseher den Prozess machen. Maull sagte, Demjanjuk werde bei seiner Ankunft in München am Montagvormittag von der Öffentlichkeit abgeschirmt, noch auf dem Rollfeld des Flughafens der deutschen Justiz übergeben und dann ins Gefängnis München-Stadelheim gebracht.

Dort werde ihm der Haftbefehl eröffnet. In einer Erklärung Demjanjuks heißt es: Eine Abschiebung "wird mich schweren körperlichen und geistigen Schmerzen aussetzen, die unter einer vernünftigen Definition dieses Ausdrucks eindeutig auf Folter hinauslaufen".

© SZ vom 04.04.2009/jkä, AP/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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