Neues Regensburger Museum:Bayerische Geschichte - versteckt in so einer Kiste?

Lesezeit: 2 min

SZ-Leser sind enttäuscht von der grauen Architektur und hätten sich für die bauhistorisch wertvolle Donaustadt Besseres gewünscht

" Exkursion in die Dunkelkammer" (Feuilleton) und " Eine Vorschau in die Vergangenheit" (Bayern), beides vom 6. Juni:

Verharrende Rückwärtssicht

Man möchte Frau Weißmüller zurufen, Ihre Architekturkritik am neuen Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg trifft ganz und gar ins Schwarze: Diese sich nach außen abschirmende Hülle will absichtsvoll undurchlässig sein, keinen Blick riskiert sie auf das heutige Bayern im Werden, im abgeschirmten Innern illusioniert sich um so besser eine verharrende Rückwärtssicht - die Saga von der guten heilen Welt.

So perfekt trifft der mediokre Entwurf die Absicht des Auftraggebers, dass man ihn nur als gelungen bezeichnen kann. Das Architekturkonzept passt zudem gut zur inhaltlichen Beschränkung der Exponate auf die letzten 200 Jahre; wer weiter zurückschaute, müsste anerkennen, dass Bayern schon zuvor eine Einwanderungsgesellschaft war. Prof. Dr. Ingrid Krau, München

Mutlose Architektur

Zu Ihrem geradezu erschütternd-düsteren Bericht "Exkursion in der Dunkelkammer" im Feuilleton über das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg, zu diesem entsetzlichen, großen Architektur-Irrtum, erlaube ich mir die folgende Zuschrift: Da versinkt also in einer der schönsten deutschen Städte voll gebauter Historie die bayerische Geschichte in einem dieser grauen und grauslichen Kuben, die zwischen Verbrauchermarkt, Rathaus, Kirche, Kulturzentrum alles sein können, dabei aber leider nicht prägende Baukunst sind. Ein Faustschlag für die wunderschöne Stadt an der Donau und ihr ganz besonderes baukulturelles Erbe. Man kürte einen Preis und wundert sich dann hinterher.

Oder entschied sich das Preisgericht bei der Masse von 250 Arbeiten wieder mal für eine dieser Kompromisslösungen, die alle Seiten ein wenig befriedigt, aber stadt- und baugestalterisch völlig unbefriedigend ist? War man hier viel zu mutlos in einer Stadt voll bedeutender Bauwerke der Geschichte?

Oder glaubte man nicht an qualitätsvolle interessante Lösungen moderner Architektur wie in anderen Ländern - und zog sich wieder einmal mehr in schlichte Banalität zurück?

Muss man die bayerische Geschichte wirklich so in einer Kiste verstecken? Und das ausgerechnet in einer Stadt voll von grandioser Baugeschichte! Frank Becker-Nickels, München

Schießscharten-Ungetüm

Frau Weißmüller trifft mit ihrer "Dunkelkammer"-Einschätzung den Nagel auf den Kopf. Ich kenne niemanden, der dieses Schießscharten-Ungetüm ansprechend findet. Anstatt sich zu einem futuristischen Entwurf zu bekennen, zum Beispiel nach dem Vorbild der Grazer "Warzenqualle", entschied sich die Kommission für den Parkhausentwurf des Frankfurter Büros. Aber es war nicht anders zu erwarten: Graue Mäuse entscheiden sich für eine graue Lösung. Bunkermentalität lässt grüßen. Eine Schande für das Weltkulturerbe. Weshalb durften die Bürger nicht abstimmen? Norbert Kemp, Regenstauf

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: