Neues Konzept für Münchner Uni-Mensa:Show-Cooking statt Essensausgabe

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Zum Semesterbeginn wartet die Mensa an der Leopoldstraße mit neuem Konzept auf. Gregor Fricke, Leiter der Abteilung Hochschulgastronomie, berichtet von der neuen Asia-Wok-Bar, wo die Köche das Essen frisch zubereiten, dem Preis für ein Kilo Tiramisu und vom Kampf gegen den schlechten Ruf der Unimensa.

Sebastian Krass

An diesem Montag startet das Sommersemester an den bayerischen Unis. Das Studentenwerk München hat angekündigt, dass die Mensa in der Leopoldstraße an diesem Tag mit einem neuen Konzept aufwartet. Der 28 Jahre alte Gregor Fricke ist Leiter der Abteilung Hochschulgastronomie beim Studentenwerk. Er berichtet von der neuen Asia-Wok-Bar, dem Preis für ein Kilo Tiramisu und vom Kampf gegen hartnäckige Vorurteile.

Ein größerer Selbstbedienungsbereich soll künftig verhindern, dass es bei stärkerem Andrang in der Mensa zu Staus kommt. (Foto: Stephan Rumpf)

SZ: Wurde auch Zeit für Neues, oder?

Gregor Fricke: Ich würde mal sagen: Es steht uns gut zu Gesicht, wenn wir unser Angebot von Zeit zu Zeit erneuern. Wir haben in den vergangenen Monaten schon einiges getan, wir haben einen kostenlosen Kinderteller eingeführt, den Tierschutzpreis "Das goldene Ei" gewonnen und zertifizieren lassen, dass wir unseren Fisch aus nachhaltiger Produktion beziehen. Deshalb ist es aus meiner Sicht eine konsequente Weiterentwicklung.

SZ: Die Essensausgabe sah zuletzt aus wie vor 15 Jahren. Was verändert sich nun?

Fricke: Zunächst haben wir den Selbstbedienungsbereich vergrößert, so dass hoffentlich künftig weniger Stau entsteht. Außerdem haben wir zwei neue Bereiche für Hauptgerichte: eine Nudelbar und eine Asia-Wok-Bar, wo die Köche das Essen frisch vor den Augen unserer Gäste zubereiten. Dazu kommen die Salatbar, eine Suppe, ein neues Dessert- und Früchtebuffet und jetzt auch eine Saftbar.

SZ: Wird es ein Pasta- und ein Wokgericht pro Tag geben oder eine Auswahl?

Fricke: Das kommt auch darauf an, ob Semester oder Ferienzeit ist. Aber das Angebot wird jeden Tag wechseln, das steht fest.

SZ: Künftig soll es auch Selfservice-Kassen geben. Wie funktionieren die?

Fricke: Da können die Studierenden selbst an der Kasse eintippen, was sie genommen haben und das dann wiegen. Denn die meisten Speisen werden künftig nach Gewicht abgerechnet.

SZ: Und was bedeutet das für die Preise? Wird das Mensa-Essen teurer?

Fricke: Das kommt auf den Magen unserer Kunden an. Der 100-Gramm-Preis für Studierende beträgt 85 Cent, egal ob Salat oder Wokgericht oder eines unserer neuen Desserts wie Tiramisu oder getrüffelte Schokoladenmousse. Das ist ein günstiges Angebot, denke ich. Wenn man sich ein Kilo auf den Teller lädt, wird es natürlich teurer. Aber wer nur eine Kleinigkeit essen will, kommt womöglich besser weg. Auf jeden Fall gibt es mehr Flexibilität. Wie sich die Kosten genau entwickeln werden, können wir noch nicht sagen, uns fehlen die Erfahrungswerte.

SZ: Was machen künftig eigentlich die Liebhaber der schlichten Currywurst mit Pommes, immerhin traditionell einer Ihrer Bestseller?

Fricke: Von den bisher vier Ausgabestellen bleiben zwei erhalten. An einer werden wir auch künftig unser Tagesgericht 1 anbieten, das Ein-Euro-Essen. Und es wird die nächsten Jahre auch nicht immer nur Pasta und Wok geben. Wir werden alle paar Wochen Aktionen machen, mit Döner zum Beispiel.

SZ: Hatten Sie Vorbilder für die Mensa-Modernisierung?

Fricke: Viele Anregungen kamen von unseren Mitarbeitern und natürlich von den Kunden, die sich zum Beispiel mehr Pasta gewünscht haben. Aber wir sind auch in andere Betriebe gefahren und haben geschaut: Was können wir bieten, was ist realistisch? Wir waren zum Beispiel in der Burse in Würzburg, die sehr gehoben ist. Da haben wir Anregungen mitgenommen. Aber von Vorbildern möchte ich nicht sprechen.

SZ: Ist die Mensa an der Leopoldstraße jetzt Ihre Vorzeigemensa?

Fricke: So einfach ist das nicht. Martinsried zum Beispiel ist ja unserer neuester Bau. Der macht optisch was ganz anderes her. An der Leopoldstraße hat sich einiges getan, wir haben ja vergangenes Jahr groß renoviert, unter anderem die Cafeteria, dort gibt es übrigens künftig jeden Tag Steak, frisch vom Grill. Aber die Mensa in Garching zum Beispiel ist etwas in die Jahre gekommen, da ist es natürlich schwieriger, dem Gast den Eindruck eines Vorzeigebetriebs zu vermitteln.

SZ: Werden Sie das Konzept aus der Leopoldstraße auch woanders übernehmen?

Fricke: Ja, als nächstes ist Garching an der Reihe. Da ist ja ohnehin ein ganz neues Mensagebäude in Planung. Aber wir wollen schon vorher unser Angebot modernisieren. Ich denke, dass wir das noch in diesem Jahr hinbekommen.

SZ: Das Klagen über das Mensaessen gehört bisher zum Studentenleben wie die Zeitnot bei der Hausarbeit. Wird das nun in der Leopoldstraße ein Ende haben?

Fricke: Das wäre erfreulich, ist aber ein wenig unrealistisch. Ein Ende wird es wohl nicht geben. Die Vorurteile über Mensaessen sitzen tief. Aber wir arbeiten dagegen an. So haben wir zum Beispiel auch etwas gegen die etwas steril wirkende Atmosphäre im Selfservicebereich unternommen, wir haben Pflanzen und Kräuter, aber auch einen asiatischen Sonnenschirm aufgestellt. Auch das wird sich positiv auswirken.

© SZ vom 16.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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