Neuer S-Bahn-Service:Brotzeit an Bord

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Ein Warsteiner, einen Multivitamin-Saft oder Kaffee: Auf dem Weg zum Flughafen gibt es einen neuen Cateringservice. Wir haben die Münchner gefragt, was sie davon halten.

Franziska Schwarz

Wer vor dem Flug in den Urlaub dringend eine Handvoll Rauchmandeln, einen Schluck Warsteiner oder ACE-Saft braucht, dem wird auf den Flughafenlinien der S-Bahn nun geholfen. Die Firma IBS testet in den Zügen der S1 und S8 jetzt, wie vorab berichtet, einen Cateringservice, wie es ihn bereits in den Regionalzügen der Deutschen Bahn gibt. Der Kaffee und die belegten Brötchen kommen frisch aus der eigenen Produktion am Hauptbahnhof.

Minibar für hungrige S-Bahnfahrgäste: Ivan Mastnak ist eine von acht Servicekräften, die in den Zügen der Linie S1 und S8 kalte und warme Getränke, Süßigkeiten und belegte Brötchen verkaufen. (Foto: Foto: Stephan Rumpf)

"Da verzichte ich künftig auf ein Taxi und mache es mir stattdessen in der S-Bahn bequem", sagt eine Frau über das neue Angebot. Eine andere, die zwischen München und New York pendelt, reagiert ebenfalls positiv: "Für deutsche Verhältnisse ist das schon innovativ", lobt sie, "und es schafft Arbeitsplätze". Kritischer ist eine asiatische Touristin, die meint, dass sich die Verkäufer auf Englisch verständigen können sollten.

"Grüß Gott, die Minibar an Bord", ruft der 70-jährige Ivan Mastnak, als er mittags am Hauptbahnhof in die S8 einsteigt. Im dunkelblauen Blouson schiebt er das mit Süßigkeiten und Snacks beladene Wägelchen durch den Gang. Als er etwa 40 Minuten später am Flughafen ankommt, hat er ein Sandwich und ein Wasser verkauft - das der Käufer mit zwei Euro auch noch überteuert fand. "Zu anderen Tageszeiten läuft es besser", sagt er. Da sei der Kaffee aus der Thermoskanne im Nu weg, bei den älteren Damen gehe auch der koffeinfreie gut. Und an zwei Bauarbeiter hat er heute morgen schon zwei Augustiner verkauft - in der S-Bahn ist Alkohol ja noch erlaubt, anders neuerdings als in der U-Bahn, was die Augustinerfreunde, sollten sie dorthin umsteigen wollen, vor gewisse logistische Herausforderung stellen dürfte.

Insgesamt acht Caterer sind zwischen 6 und 22 Uhr und in jedem zweiten Zug unterwegs. Theoretisch zuckelt also alle 40 Minuten eine Bedienung vorbei. "Prinzipiell klasse" findet eine Lufthansa-Flugbegleiterin das. Auf innerdeutschen Economy-Flügen gibt es in ihren Fliegern nämlich keine Verpflegung. "Und auch, wer einen Langstreckenflug hinter sich hat, muss jetzt nicht ohne Frühstück ins Büro", sagt die Stewardess. Diese Reisenden können sich beispielsweise ein Käsesandwich für 2,70 Euro gönnen, das tatsächlich frisch schmeckt, wenn auch leider die Mayonnaise fehlt.

Aber der Münchner wäre nicht der Münchner, würde er eine Verbesserung dieser Art einfach kritiklos hinnehmen. Alles schön und gut, "solange der Verpackungsmüll nicht liegenbleibt", sagt ein Münchner Ehepaar. Und die Wägelchen den Fahrgästen nicht über die Füße rollen, sobald es eng wird im Berufsverkehr: "Da hätten wir statt Proviant lieber einen S-Bahn-Wagen mehr."

© SZ vom 17.03.2009/wib - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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