Neue Studie:Filialisten verdrängen Einzelhandel

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Quelle: SZ-Grafik (Foto: N/A)

Am stärksten trifft die Entwicklung die umgestaltete Sendlinger Straße

Von Ralf Scharnitzky

Wer sich in den Top-Lagen der Münchner Innenstadt einen Laden gesichert hat, der gibt ihn so schnell nicht mehr her - trotz der astronomisch hohen Mietpreise. So wechselten in den vergangenen zehn Jahren in der Kaufingerstraße nur sieben Läden den Mieter. Dies ist mit 23 Prozent der Geschäfte in diesem Bereich der Fußgängerzone die niedrigste Fluktuationsrate im Zentrum. Mit jeweils um die 28 Prozent folgen Rosenstraße und Marienplatz: hier eröffneten in der vergangenen Dekade zwei beziehungsweise acht Geschäfte. 23 neue Läden (gut ein Drittel) unterschrieben in der Neuhauser Straße Mietverträge. Das ergab eine am Dienstag vorgestellte Studie des Münchner IVD-Immobilieninstitutes.

Die vier Standorte sind die am meisten frequentierten Einkaufspassagen und die teuersten Einzelhandelslagen in München. Die ungebrochene Nachfrage nach Läden kommt in erster Linie von internationalen Filialisten aus der Textil- und Kommunikationsbranche, die ihre Marke auf dem Münchner Einzelhandelsmarkt erstmalig platzieren oder ihre Präsenz über weitere Outlets steigern möchten. Instituts-Chef Stephan Kippes: "Die Filialisten stehen hier deutlich weniger unter Druck als inhabergeführte Einzelhandelsbetriebe." Der Grund: Die Unternehmen betreiben international zahlreiche Filialen. Dadurch können sie zeitweise geringere Umsätze oder überdurchschnittlich hohe Mietpreise einzelner Läden in der Regel durch andere Standorte ausgleichen.

Der Immobilien-Professor appelliert an die Stadt, Traditionsgeschäfte wie Konen und Hirmer zu fördern. "Sie sind das Salz in der Suppe. Ohne sie sehen alle Einkaufsstraßen gleich aus." Man müsse sich fragen: "Wie viele H&M braucht München noch?" Gelegenheit für eine Erweiterung des Modehauses Hirmer würde der Abriss des Parkhauses am Färbergraben bieten: "Der letzte Schandfleck der Altstadt."

Durch die Fußgängerzone und die neue Hofstatt im ehemaligen SZ-Gebäude wurde in der Sendlinger Straße der Grundstein für eine Neuorientierung gelegt: Vor allem junges und markenorientiertes Publikum wird jetzt durch Filialisten angesprochen - zu Lasten der alteingesessenen Händler. Hier wechselten in der vergangenen Dekade 37 Läden den Mieter. Prozentual den deutlichsten Anbieterwechsel gab es in der Residenzstraße (54 Prozent/13 Läden) und Maximilianstraße (52/31). Das Institut der bayerischen Immobilienmakler führt dies vor allem auf die hohe Anzahl der Revitalisierungen zurück: zum Beispiel der Umbau des ehemaligen Postgebäudes an der Dienerstraße.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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