Neue Plattform:Aufbruch aus der Kreidezeit

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Diskutieren und programmieren: Am Projekt "Hack your school" kann sich jeder beteiligen, der etwas verändern will. (Foto: Stephan Rumpf)

Hausaufgaben-App und Unterricht mit Tablet-Computern: Jugendliche entwickeln Ideen für die Schule von morgen

Von Melanie Staudinger

Es sind die kleinen Beispiele, die zeigen, wie wenig Schulen im digitalen Zeitalter angekommen sind. Hausaufgabenhefte zum Beispiel, wie Benedict Lang erklärt. Er ist Mitglied im Münchner Schülerbüro und organisiert gerade eine ganz neue Veranstaltung. "Hack your school" heißt sie, und sie soll eine Plattform bieten für Jugendliche, die etwas verändern wollen im oftmals starren bayerischen Bildungswesen. Hausaufgabenhefte könnten ein solches Projekt sein. "Jeder Schüler schreibt die Aufgaben analog auf", sagt Lang. Das sei eigentlich absurd. Schließlich könne der Lehrer doch auch eine zentrale Webseite einrichten, auf die alle Schüler Zugriff haben. Jeder könnte daheim nachschauen, keiner hätte mehr die Ausrede, sich etwas Falsches notiert oder sein Hausaufgabenheft verloren zu haben. "Aber so weit ist kaum eine Schule", sagt Lang.

Die Idee hinter der Veranstaltung, die Ende Januar stattfindet, ist einfach: Überall sind Smartphones, Social Media und Digitalisierung Thema, während die Schule gefühlt noch in der Kreidezeit feststeckt. Jugendliche sollen bei "Hack your School" Probleme bei digitalen Themen und der Schülerpartizipation identifizieren und sich über Projektideen austauschen. Sobald die Projekte feststehen, arbeiten die Teilnehmer in Kleinteams an der Realisierung. Sie haben die Möglichkeit zu hacken, zu diskutieren, zu programmieren und ihr Konzept zu verfeinern. Am Schluss stellt jedes Team seine Ergebnisse vor - eine direkte Rückmeldung und ein Erfolgserlebnis sollen das Durchhaltevermögen fördern.

Das Veranstaltungsformat ist relativ neu, wie Mitorganisatorin Valentina Schüller erläutert. Bei jungen Unternehmen sei eine solche Vorgehensweise nicht unüblich: "Die rufen verschiedene Leute zusammen, diskutieren Probleme und erarbeiten Lösungen." Da Ziel dabei sei immer, das kleinstmögliche funktionierende Produkt zu entwickeln. Im Fall der Schüler könnte das eine Hausaufgaben-App sein oder ein Konzept für die Nutzung von iPads im Unterricht. "Wir fordern nicht, dass sofort jedes Klassenzimmer ein digitales Whiteboard statt einer Tafel bekommt", sagt Lang. Vielmehr sollten Jugendliche mehr in die Entwicklung von Schule und Lernen einbezogen werden: "Wir wollen ihre Ideen herausstellen und unterstützen", sagt Lang.

Welche Projekte konkret am Ende des Wochenendes herauskommen sollen, wollen die Organisatoren noch nicht verraten. Vieles müssen sie ohnehin auf sich zukommen lassen: Denn es kann sich jeder anmelden, der eine Idee hat oder sich einbringen will. Dabei spielt es keine Rolle, ob schon ein konkreter Plan zur Umsetzung bestimmter Maßnahmen existiert oder sich alles noch eher im Gedankenstadium befindet. Das Münchner Schülerbüro bietet in Zusammenarbeit mit der Stadtschülervertretung und dem Jugendmedienzentrum München den Rahmen für kreative Prozesse: Die Organisatoren haben einen Raum besorgt und Experten engagiert, die sich in ihren Vorträgen mit Projektmanagement, Open Data oder beruflichen Perspektiven im IT-Umfeld beschäftigen oder die einfach nur Fragen der Teilnehmer beantworten.

"Wir wollen die Jugendlichen befähigen, Dinge zu tun, die ihnen wichtig sind", sagt Organisator Jonas Glaser. Ganz im Gegensatz zur Schule, die nur das Auswendiglernen fördere.

"Hack your School" findet mit 50 Teilnehmern statt von Freitag, 27. Januar, bis Sonntag, 29. Januar. Eine Anmeldung ist möglich unter hack-your-school.org/anmeldung. Kosten: 15 Euro.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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