Neue Pläne bei Volkswagen:Ein paar Menschen und vielleicht ein Dax-Konzern

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Die neue Lkw-Sparte von VW zieht mit ihrer Zentrale nach München. Das ändert aber kaum etwas

Von Pia Ratzesberger, München

Vielleicht wird es in München bald noch einen Dax-Konzern geben. Bei Volkswagen nämlich verändert sich gerade viel, das Unternehmen in Wolfsburg hat jetzt einen neuen Chef und die Lastwagen-Sparte soll nach München umziehen. Das Geschäft soll eigenständiger werden, stärker, die neue Firma womöglich an die Börse gehen. Die Chancen wären dann hoch, dass es diese neue Firma in den Aktienindex Dax schaffen würde. Zwar ist bisher nur die Rede von den Börsenplänen, sicher sind die nicht - aber alleine die Chance, einen Dax-Konzern beheimaten zu können, dürfte in manch einer deutschen Stadt Aufregung erzeugen. In München allerdings nicht. Denn in der Region mit den sechs Dax-Konzernen würde sich nicht viel ändern. Zumindest erst einmal nicht.

Das Lkw-Geschäft von Volkswagen, bisher in Braunschweig angesiedelt, setzt sich zusammen aus der eigenen Nutzfahrzeugsparte sowie den Herstellern Scania und MAN - Letzterer hat seinen Sitz bereits in München. Schon vergangene Woche war klar, dass die neue Zentrale nicht in die alten Büros von MAN an der Ungererstraße kommen wird, sondern auf das Gelände im Nordwesten von München, wo MAN Truck&Bus heute seine schweren Lastwagen fertigt. Dort werden sich unter anderem Abteilungen wie Finanzen, Marketing, Kommunikation, Strategie, Recht und Personal einrichten - ins schwedische Södertälje, wo Scania seinen Sitz hat, sollen unter anderem Forschung und Entwicklung ziehen.

Nun mag es sich erst einmal nach etwas Großem anhören, wenn solch eine Zentrale nach München kommen soll, später vielleicht sogar ein Dax-Unternehmen, und deshalb waren auch bereits wieder kritische Stimmen zu vernehmen: Noch mehr Leute in diese Stadt, wie soll das denn bitte funktionieren? Eine Debatte in diesem Fall aber müßig, denn der Umzug bedeutet letztendlich nichts anderes als: Um die 40, 50 Leute sind betroffen, mehr werden nicht nach München kommen. Auch große Skeptiker werden also einsehen: Das wird funktionieren.

Weil aber erst einmal nicht mehr Menschen kommen, wird es erst einmal auch nicht mehr Geld für die Stadt in Form von Gewerbesteuer geben. Denn die wird zerlegt, wenn ein Unternehmen mehrere Standorte besitzt - also jeweils abhängig von der Zahl der Mitarbeiter auf die Standorte aufgeteilt. 40 oder 50 Menschen mehr oder weniger werden keinen großen Unterschied machen. Damit sich die neue Zentrale für die Stadtkasse lohnen würde, müsste eine mindestens vierstellige Zahl von Mitarbeiten nach München ziehen. Sollte die neue Firma allerdings tatsächlich an die Börse gehen, könnte sich das durchaus auf die Zahl der Mitarbeiter auswirken, dann bräuchte es im Zweifelsfall mehr Verwaltung, mehr Kontrolle. Außerdem hätte das Unternehmen dann mehr Kapital, bei VW erhofft man sich einen Erlös von bis zu sieben Milliarden Euro. München hätte dann sein siebtes Dax-Unternehmen in der Region - nach Allianz, BMW, Linde, Munich Re und Siemens in der Stadt sowie Infineon in Neubiberg. Vielleicht bleibt auch deshalb die Aufregung aus. Das neue Dax-Unternehmen wäre eben nur eines von vielen.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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