Neue Anlaufstelle:"Doppelt diskriminiert"

Lesezeit: 2 min

Lydia Dietrich gehört seit 2002 dem Stadtrat an. Seit 2006 ist sie Vorsitzende der Kommission zur Gleichstellung von Frauen. (Foto: Lukas Barth)

Auch die Münchner Lesben sollen bald ein Zentrum bekommen

Von Sven Loerzer, München

Letztlich war es wohl auch der politische Druck von außen in der Zeit der Aids-Hysterie, der dazu führte, dass schwule Männer schneller zu einem Kommunikationszentrum kamen als lesbische Frauen. Der berüchtigte Maßnahmenkatalog des CSU-Politikers Peter Gauweiler stieß weit über die Szene hinaus auf Protest. "Schwule waren schon immer sichtbarer", sagt Lydia Dietrich, Vorsitzende der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen und Grünen-Stadträtin. Obwohl Schätzungen zufolge mehrere Zehntausend lesbische Frauen in München leben, blieben sie eher unsichtbar, zumal sie als Lesben und Frauen "doppelt diskriminiert" worden seien. So sei es nicht verwunderlich, dass die schwulen Männer schon zehn Jahre früher zu ihrem Kommunikationszentrum kamen. Seit nunmehr 20 Jahren gibt es auch die Letra-Lesbenberatungsstelle des Vereins Lesbentelefon, doch eine solch breite Palette an Angeboten, wie sie das Sub hat, ist dort schon allein mangels Raum nicht zu schaffen. "Letra platzt aus allen Nähten", sagt Lydia Dietrich.

Das soll sich baldmöglichst ändern. OB Dieter Reiter hatte den Frauen schon beim Christopher Street Day 2015 ein Lesbenzentrum versprochen, wie es Lydia Dietrich und Thomas Niederbühl (Rosa Liste) bereits seit zehn Jahren fordern. Dass es gelungen sei, für einen gemeinsamen Antrag auch die CSU ins Boot zu holen, freut Lydia Dietrich besonders. "Es ist gut, dass jetzt eine breite Mehrheit den Antrag mitträgt." SPD, Grüne, Rosa Liste, CSU, FTB (Freiheitsrechte, Transparenz, Bürgerbeteiligung) und die Linke haben im März gemeinsam beantragt, ein Münchner Lesbenzentrum einzurichten. Dort sollen die Angebote der Lesbenberatungsstelle Letra sowie die Angebote für Regenbogenfamilien, lesbische, bi- und transsexuelle Flüchtlingsfrauen gebündelt werden. Außerdem soll ein "unkomplizierter, niedrigschwelliger Treff wie beim Sub entstehen". Bislang gibt es aus räumlichen Gründen bei Letra nur zwei Mal pro Monat Barabende, die Kapazitäten reichen nicht für mehr. "Eine Lesbenkneipe gibt es nicht mehr in München", sagt Lydia Dietrich. "Aber es braucht Orte zum Austausch. Ein Treffpunkt nach dem Vorbild des Sub wird mit Sicherheit angenommen werden."

Nun aber müsse die Verwaltung erst einmal ein Konzept zusammen mit den Letra-Frauen erarbeiten. Lydia Dietrich hofft, dass dann der Stadtrat Anfang nächsten Jahres über Raum- und Personalausstattung für das Pendant zum Sub entscheiden kann. Parallel dazu könne man sich nach geeigneten Räumen im Glockenbachviertel umschauen. Alle Hoffnungen richten sich darauf, dass das Kommunalreferat ein geeignetes Objekt findet. Ideal wäre es, meint Lydia Dietrich, wenn sich in unmittelbarer Nähe zu den alten Räumen etwas machen ließe, so wie das beim Sub gelungen ist: "Ein Glücksfall."

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: