Neue Anlage:Spätestens 2018 soll Strom fließen

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Stadtwerke machen Tempo beim Bau eines zweiten Windrads

Von Heiner Effern

Die Stadtwerke München (SWM) wollen möglichst schnell damit beginnen, ein zweites Windrad in der Nähe des Fröttmaninger Fußballstadions zu bauen. Das Rad müsse spätestens 2018 auf dem Müllberg der Deponie Nord-West im Norden Freimanns stehen, sagte SWM-Geschäftsführer Stephan Schwarz am Donnerstag im Stadtrat. Nur Anlagen, die bis dahin ans Netz gingen, erhielten noch die hohen Vergütungen aus dem Energie-Einspeise-Gesetz (EEG-Gesetz). Als nächste Schritte sollen nun die Oberfläche des Müllbergs abgedichtet und das Fundaments für das maximal 181 Meter hohe Rad gebaut werden.

Das zweite und dann auch größere Windrad im Norden Münchens wird eine Leistung von etwa 3,5 Megawatt erbringen. Damit kann man theoretisch je nach Rechenart etwa 1500 bis 2000 Haushalte mit Strom versorgen. Anlagen dieser Größe könnten aber auch fast das Doppelte an Leistung liefern, sagte Grünen-Stadtrat Herbert Danner und fragte: "Warum ist das nicht so geplant?" Eine höhere Leistung sei tatsächlich technisch möglich, erklärte dazu Stadtwerke-Geschäftsführer Schwarz. Da die Genehmigung für den Bau aber bereits seit April 2014 vorliege, sei das geplante Kraftwerk nicht auf dem modernsten Stand.

Dennoch rechne es sich für die Stadtwerke nicht, nochmals umzuplanen. Das hat mit der nicht immer logischen Arithmetik der Energiepolitik zu tun: Für ein Windkraftwerk mit sechs oder sieben Megawatt Leistung müsste wohl ein komplett neues Genehmigungsverfahren durch die Regierung von Oberbayern angestrengt werden. Das würde nach bisherigen Erfahrungswerten über das Jahr 2018 hinaus dauern. Damit würden die garantierten hohen Vergütungssätze aus dem EEG-Gesetz wegfallen, weshalb das Münchner Windkraftwerk trotz deutlich höherer Leistung nicht mehr rentabel wäre.

"Ein Windrad in München zu bauen, ist ein schwieriges Vorhaben", sagte Geschäftsführer Schwarz. Er hat den Vergleich - die Stadtwerke investieren international in erneuerbare Energien. Was Schwarz damit meint: Die Widerstände wegen der Geräusche der Rotoren, der beeinträchtigten Sicht auf die Alpen oder möglicher Auswirkungen auf den Tierschutz ziehen zumindest lange Genehmigungszeiten nach sich. Doch oft wird sich diese Aufgabe nicht mehr stellen. Nicht nur Grünen-Stadtrat Danner prognostiziert, dass auf der Fläche der Stadt München das zweite wohl auch das letzte Windrad sein wird. Besonders da sich die gesetzlichen Vorgaben nochmals verschärft haben mit den von der CSU im Landtag eingeführten strikten Abstandsregeln zwischen Windrädern und Siedlungen.

Damit wird der Einsatz von Windkraft in München immer eine kleine Rolle spielen. Das bereits stehende Windrad auf dem Fröttmaninger Müllberg namens "Föhnix" ist 99,80 Meter hoch. In Betrieb ging es im Jahr 1999. Nach Angaben der Stadtwerke erzeugt die Anlage jährlich etwa 1,8 Millionen Kilowattstunden Strom - rein rechnerisch genug, um damit gut 700 Privathaushalte zu versorgen. Aber natürlich nur ein Bruchteil dessen, was die großen Windenergieparks in der Nordsee oder vor Irland erzeugen, an denen sich die SWM im Rahmen ihrer "Ausbauoffensive Erneuerbare Energien" beteiligt haben.

Über die Kosten für die neue Anlage und die Höhe der Rotorblätter können die Stadtwerke derzeit noch keine Aussage treffen. "Die Fundamentierungsplanung und die Anlagenvergabe sind noch nicht erfolgt", sagte ein Sprecher.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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