Neuausrichtung Stadtklinikum:Klinik-Puzzle

Lesezeit: 2 min

SPD präsentiert erste Pläne für das Schwabinger Krankenhaus

Von Dominik Hutter

Gründerzeitbauten inmitten von alten Bäumen, die Verbindungswege sehen wie Alleen aus, Vogelgezwitscher: Die Planer haben sich viel Mühe gegeben, als sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Pavillon-Architektur des Schwabinger Krankenhauses in den Münchner Norden setzten. Sämtliche Patientenzimmer sind nach Süden ausgerichtet, im Park sind erholsame Spaziergänge möglich - "man muss sich nur einmal vorstellen, welche Wohnverhältnisse damals in Vierteln wie Haidhausen herrschten", sagt SPD-Stadtrat Horst Lischka. 30 bis 40 Tage waren die Patienten früher da, berichtet Axel Fischer, der Geschäftsführer des Stadtklinikums. Inzwischen bleiben sie nur noch zwei bis drei Tage, und die einst hochmoderne Anlage hat sich zum wirtschaftlichen Krisenherd entwickelt. Schwabing, so Fischer, ist für etwa die Hälfte des Millionenverlusts verantwortlich, den das Klinikum Jahr für Jahr einfährt. Noch.

Denn spätestens 2022 soll es völlig anders aussehen auf dem weitläufigen Areal nördlich der Parzivalstraße. Der Großteil dessen, was jetzt noch das Schwabinger Krankenhaus ist, wird dann geräumt sein. Operiert werden soll nur noch in einem kleinen Bereich im Südosten, rund um die Kinderklinik. Die wird demnächst mit einem Neubau aufgemotzt, 2016 ist Baubeginn. Eine "Hochleistungs-Kinderklinik" auf dem Niveau eines Universitätskrankenhauses entstehe dort, schwärmt Fischer. Dazu eine Notaufnahme, die Dermatologie, Gynäkologie und Radiologie - sowie 414 Betten. Heute sind es 870, es werden also sehr viele Gebäude des heutigen Klinikums frei werden. "Fast alle", sagt Günter Milla, der Schwabinger Klinikleiter. Den erst 1997 errichteten OP-Trakt will man möglichst weiternutzen, und auch sanierte Bauten wie das Haus 6 werden wohl Teil des Krankenhauses bleiben.

Was mit dem großen Rest passiert, beschäftigt bereits jetzt das Rathaus. Die Häuser gehören nicht dem Klinikum, sondern der Stadt. "Wir werden nicht meistbietend verscherbeln", versichert SPD-Mann Lischka. Ideen gibt es bereits: "Wir wollen medizinische oder medizinnahe Nutzungen", erläuterte SPD-Fraktionschef Alexander Reissl am Dienstag bei einem Besuch des Geländes. Niedergelassene Ärzte könnten in den Bauten unterkommen, vielleicht eine Gemeinschaftspraxis wie die am Elisenhof. Das parkähnliche Gelände böte sich aber auch für die Altenpflege an. Die schon jetzt in Schwabing beheimatete Psychiatrische Klinik des Bezirks Oberbayern habe bereits Interesse an weiteren Gebäuden bekundet, und auch die private Strahlentherapiepraxis wolle wohl bleiben. Denkbar seien aber auch Wohnungen für Klinikmitarbeiter oder für Medizintouristen.

Die Probleme mit den Gebäuden werden jedoch bleiben, weil die meisten unter Denkmalschutz stehen, ist keine Abbruch-Orgie zu erwarten. Es sei ja auch eine "wunderbare Anlage" schwärmt Milla. Allerdings mit kostspieligen Nachteilen. Die hohen Decken zum Beispiel: eine tolle Atmosphäre, "aber wenn ich die Heizrechnung sehe, wird mir anders", sagt der Klinikleiter. Größere Umbauten sind nicht erlaubt, für das Klinikum ist das einer der Gründe, warum Schwabing schrumpfen muss: Drei- bis Vierbettzimmer ohne eigenes Bad, endlose Wege zwischen den Abteilungen durch teilweise labyrinthähnliche Keller, ein elektrisches "Taxi" für gebrechliche Patienten und ältere Mitarbeiter - in Schwabing ist alles weniger komfortabel und deutlich teurer als in modernen Klinikblöcken. Wie das neue Klinikum im Detail einmal aussehen soll, steht noch nicht ganz fest. Fischer spricht von einem "Puzzle", das man erst noch zusammensetzen müsse.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: