Nahverkehr in München:Neue Trambahnen bestellt

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Die MVG hat das Debakel mit den Variobahnen satt und bestellt acht Züge vom Typ "Avenio" bei Siemens. Die Trambahnen haben mehr Türen und sind viel leiser als die alten Modelle.

Marco Völklein

In der Geschichte der Trambahn haben die Münchner schon einige Wagentypen gesehen. Es begann 1895 mit dem Z-Wagen, dann folgten A-, B-, C- und weitere Modelle, darunter der beliebte J-Wagen aus den 1940er-Jahren, "Heidelberger" genannt. Derzeit rollen Fahrzeuge der Baureihen P, R und S auf den Trambahngleisen. Von Dezember 2013 an soll das Münchner Trambahn-Alphabet weiter wachsen. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat bei Siemens für 29 Millionen Euro acht neue Züge vom Typ "Avenio" bestellt. Intern werden sie bereits T-Wagen genannt.

Mit der Bestellung will MVG-Chef Herbert König einen Schlussstrich ziehen unter die leidige Geschichte mit den Trambahnen vom Typ "Variobahn" (auch S-Wagen genannt). Zunächst dauerte es mehrere Jahre, bis die Regierung von Oberbayern die Zulassung erteilte. Dann tauchte ein Serienschaden auf, der dazu führte, dass viele der 14 Variobahnen nutzlos im Depot standen, statt Fahrgäste zu transportieren. Auch wenn sich für dieses Problem nun allmählich eine Lösung abzeichnet - weitere S-Wagen wollte König angesichts der vielen Probleme nicht mehr anschaffen.

Dennoch benötigt die MVG dringend neue Fahrzeuge. Sechs zusätzliche Züge müssen bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 auf dem MVG-Betriebshof stehen. Wenn nicht, wird es die geplanten Angebotserweiterungen, unter anderem auf der Strecke nach Sankt Emmeram sowie in Schwabing, nicht geben. Händeringend hatten die MVG-Einkäufer daher zuletzt nach Lösungen gesucht. Sogar die Anschaffung gebrauchter Straßenbahnen wurde kurz erwogen. Nun entschied man sich für den Kauf neuer Siemens-Züge. Bis Mitte Dezember 2013, verspricht Jochen Eickholt, der zuständige Siemens-Manager, werde man sechs "Avenio"-Trambahnen liefern. Die restlichen zwei Fahrzeuge sollen im Laufe des Jahres 2015 folgen.

Allerdings ist das Ganze ein "sportlicher Zeitplan", wie König und Eickholt einräumen. Nur ein Jahr für Entwicklung, Herstellung und Zulassung - das ist "für die Straßenbahnproduktion eine sehr kurze Zeit", sagt König. Zumal der neu entwickelte Typ "Avenio" bislang noch nirgends im Einsatz ist. München wird also die erste Stadt sein, in der die neue Siemens-Tram fahren wird. Dennoch ist sich König sicher, kein allzu großes Wagnis einzugehen.

Das Fahrzeug basiere zum einen auf einem Vorgängermodell, das bereits in Budapest und Lissabon fährt und das "sich bewährt hat". Zum anderen sei der Grundaufbau in etwa vergleichbar mit dem des R-Wagens - und mit dem gibt es im Münchner Trambahnnetz nach MVG-Angaben keine Probleme. Siemens-Mann Eickholt versicherte außerdem, der Konzern werde das Projekt "mit sehr großem Engagement und viel Herzblut" vorantreiben. München sei für Siemens "ein wichtiger Leitkunde".

Gebaut werden die Straßenbahnen im Siemens-Werk in Wien, wo derzeit auch die ersten von insgesamt 21 neuen U-Bahnen entstehen, die die MVG im Herbst 2010 bestellt hatte. Die knapp 37 Meter langen neuen T-Straßenbahnen werden acht Türen haben, um das Ein- und Aussteigen zu beschleunigen - und so die Standzeiten an den Haltestellen zu verkürzen. Die langen R- und die S-Wagen haben nur sechs Zustiegsmöglichkeiten.

Wie genau die Sitze im Innenraum verteilt werden und wie viele Sitz- und Stehplätze es dort geben wird, wollte König noch nicht verraten. "Das legen wir in den nächsten Wochen fest." Den Anwohnern entlang der Münchner Straßenbahnstrecken versprechen die Siemens-Leute, dass die neuen Züge "deutlich leiser" sein werden. Die Rede ist von 15 Dezibel weniger als bei vergleichbaren älteren Fahrzeugen.

© SZ vom 29.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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