Nahverkehr:Bahn feiert ein Jahr Baustelle

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Im Herbst beginnen im Osten die Arbeiten der zweiten Stammstrecke

Von Andreas Schubert

So stellt man sich bei der Bahn historische Momente vor: Ein Pulk erwachsener Männer stellt sich um einen funktionslosen roten Knopf auf, fasst sich an den Händen und drückt dann einen fiktiven Buzzer. Dann schiebt ein Bagger einen Haufen Erde von A nach B. Das war der Spatenstich zum Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke, der sich an diesem Donnerstag zum ersten Mal jährt. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) war genauso am roten Knopf vertreten wie unter anderem auch Bayerns Innen- und ehedem Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU), der damalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel. Damals, beim groß inszenierten Spektakel am Marienhof, waren auch Demonstranten gegen die Stammstrecke zugegen, die damals noch hofften, deren Bau in letzter Minute verhindern zu können, nicht zuletzt weil im Ostabschnitt noch sechs Klagen gegen das Projekt anhängig waren.

Seit vergangener Woche sind die rechtlichen Hürden Geschichte, die beiden letzten Verfahren um den Bau waren zuvor mit Vergleichen vor Gericht beendet worden, sie hatten aber noch bis Ende März eine Widerrufsfrist. Jetzt kann die Bahn also endgültig in die Detailplanungen für den Ostabschnitt der Stammstrecke einsteigen. Weil die Pläne bislang nur in den Schubladen lagen, gibt es laut Auskunft einer Bahnsprecherin noch keinen definitiven Zeitplan für die einzelnen Bauabschnitte. Nur so viel: Von diesem Herbst an werden in Haidhausen die sogenannten bauvorbereitenden Maßnahmen starten. Wie zuvor am Marienhof (diese Arbeiten enden diesen April) müssen hier zunächst unterirdische Leitungen verlegt werden, um das Baufeld frei zu machen. Derzeit wird in der Nähe des Orleansplatzes, wo der Tiefbahnhof entstehen soll, sowie am Leuchtenbergring, der zum neuen Umsteigebahnhof umgebaut wird, das Grundwasser untersucht.

Gegen Ende nächsten Jahres, so der letzte Planungsstand, will die Bahn aber dann auch mit dem Aushub am Orleansplatz loslegen. Dann wird es für die Haidhauser unbequem, denn nicht nur für den Bahnhof wird das Erdreich aufgebuddelt, auch Rettungsschächte gehören zu den Bauarbeiten. Probleme wird dies vor allem an der Kellerstraße bereiten, wo die Baustelle für den Schacht die gesamte Kreuzung zur Milchstraße einnimmt. Vorgesehene Bauzeit ist ungefähr vom zweiten Quartal 2019 bis Anfang 2022. Die Anwohner haben dann zweieinhalb Jahre eine vier Meter hohe Lärmschutzwand vor der Haustür, und ein Gerüst an der Fassade. Letzteres wird gebraucht, weil der Raum zwischen Lärmwand und Häusern für die Feuerwehr zu eng ist, um eine Leiter anzulegen. Deshalb dient das Gerüst quasi als Feuerschutztreppe. Weiteres Problem: Die beiden Kneipen, die direkt am Eck sind, verlieren voraussichtlich ihre Freisitze.

Dass die Betroffenen an diesem Donnerstag im Infozentrum am Marienplatz zur Einjahresfeier von 13 bis 19 Uhr kommen, darf bezweifelt werden. Zu diesem Anlass stellt die Bahn ihr Baustellenmaskottchen "Max Maulwurf" vor und serviert - Achtung Eisenbahnerhumor! - Maulwurfskuchen.

© SZ vom 05.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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