Nachwuchstüftler:Schuhe zubinden mit dem Roboter

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Mehr als 120 Schüler präsentieren ihre Arbeiten zum Wettbewerb "Jugend forscht"

Von Katharina Kutsche

Manche Ideen wirken schon auf den ersten Laienblick zukunftsfähig, manche nur interessant im besten Wortsinn: Beim Regional-Wettbewerb von "Jugend forscht - Schüler experimentieren" präsentierten in diesem Jahr mehr als 120 Nachwuchsforscher zwischen 9 und 18 Jahren ihre Projekte am Flughafen vor einer Fachjury. Für die besten Erfindungen aus Naturwissenschaft und Technik gibt es ein Ticket für den Landeswettbewerb im April. Sechs Schüler stellen ihre Projekte vor.

BikeLight

BikeLight ist eine Fahrradbeleuchtung für Radl ohne Dynamo: Als Vorderlicht wird die Taschenlampe des Smartphones genutzt, gleichzeitig speist der Handyakku das Rücklicht. Das Rücklicht haben Sophie Kunte, 17, und Niklas Sanhüter, 16, vom Lise-Meitner-Gymnasiums Unterhaching in zwei Versionen entwickelt. Die magnetische Variante wird an die Sattelstange geklickt, die nicht-magnetische mit einer kleinen Halterung befestigt. Ein USB-Kabel führt am Fahrradrahmen entlang zum Smartphone, das in einem Sportarmband verstaut und an der Lenkerstange festgemacht wird. Und der Handyakku? "Das hat uns bisher jeder gefragt", sagt Sanhüter. Seine Antwort: Im Flugzeugmodus kann man das BikeLight bis zu 70 Stunden lang nutzen. So habe man eine sichere, günstige Alternative, falls die eigenen Fahrradleuchten mal geklaut oder vergessen werden.

Trinkwasser aus Meerwasser

Isabell Geraldy, 18, hat eine Anlage gebaut, mit der Familien in Ländern mit großem Trinkwassermangel unabhängiger werden können: Bei acht Sonnenstunden pro Tag kann ihre Konstruktion einen halben Liter Trinkwasser produzieren. Dazu hat die Schülerin des Olchinger Gymnasiums Spiegelfolie über eine Satellitenschüssel gezogen, darauf fallende Sonnenstrahlen werden gebündelt und erwärmen die darüber hängende Alu-Schüssel. Das Meerwasser darin verdunstet und kondensiert an der darüber befestigten Alu-Grillschale, wo es über einen Schlauch aufgefangen werden kann. Mit Unterstützung der Münchner Stadtwerke überprüfte Geraldy, ob das so gewonnene Wasser auch wirklich Trinkwasserqualität erreicht. Ergebnis: Mit Ostsee-Wasser ging das hervorragend, das Wasser aus dem Toten Meer dagegen boykottierte den Versuchsaufbau. Es verdunstete nicht, sondern kochte über.

Wie verbindet man Essig & Öl?

Die Idee kam Yorina Färber, 13, als es zum Abendessen Tomate mit Mozzarella gab: "Ich habe ich es nicht hingekriegt, dass Essig und Öl zusammenbleiben." Die Schülerin des Rupprecht-Gymnasiums probierte also verschiedene Zusätze aus, um beide Flüssigkeiten zu verbinden. Erfolgreich war sie erst, als sie auf das Bindemittel Lecithine stieß. Sie versuchte, es selbst herzustellen, indem sie Sojaöl mit Wasser und Zitronensäure zentrifugierte - das funktionierte aber nicht gut. Also kaufte sie Reinlecithinepulver und damit emulgierten Essig und Öl wie gewünscht. Da Lecithine geschmacksneutral und als Lebensmittelzusatz zugelassen ist, kann man es problemlos im Dressing verwenden, sagt Yorina.

Schummeln mit der Sanduhr

Sophia Streubels Bruder klopfte bei einem Spiel auf die Sanduhr, um Sophia Zeit zu klauen: "Wir haben uns dann gestritten, ob das Schummeln ist oder nicht." Also untersuchte Sophia, 9, an der Grundschule Dorfen-Nord das Problem: sie schüttelte die Sanduhr, klopfte auf deren Kopf und Seite, schwenkte sie und steckte sie sogar in eine Zentrifuge. Dabei maß sie die Zeit, die der Sand für einen Durchlauf brauchte - und stellte zuerst fest, dass ihr Proband offenbar schlecht verarbeitet war: schon in Ruheposition brauchte der Sand in die eine Richtung zehn Sekunden länger als umgekehrt. Ihr Ergebnis: den Sand schneller rieseln lassen kann man nur, indem man die Uhr oben festhält und schwenkt oder in der Zentrifuge, und die ist beim Schummeln dann doch zu auffällig.

Die Turing-Bombe

Fabian Höltke, 18, Gymnasium München-Moosach, entwickelte seine Idee, nachdem er den Film "The Imitation Game" über den Mathematiker Alan Turing gesehen hatte: Mithilfe der Turing-Bombe konnten die britischen Militärs im Zweiten Weltkrieg die mit der Enigma verschlüsselten Funksprüche der Nazis decodieren. Die damalige Maschine kostete drei Millionen Pfund und war so groß wie mehrere Schränke. Höltkes Fassung ist ein etwa zehn Zentimeter langer Micro-Controller für 30 Euro, verbunden mit einem Notebook, auf dem die Funktionsweise von Turings Erfindung simuliert wird. So könne sich jeder mal wie ein Kryptograph fühlen, erklärt Höltke, dafür könnte sein Produkt etwa in Museen eingesetzt werden.

Schuhbot

Ältere Menschen haben schneller mal Rückenprobleme, dachten sich Dominik Reeh und Giuseppe Zaccheria, beide 11. Ihr Roboter soll daher beim Zubinden von Schuhen helfen. Dazu bauten sie einen Roboter mit Greifarmen und Sensoren, der anhält, wenn er ein Bein sieht. Dann nimmt der Schuhbot mit einem Arm den Schnürsenkel auf und hält ihn fest. Eine Schleife binden kann der Prototyp jedoch noch nicht, erklären die beiden Tüftler: "Wir wollen den Roboter noch umkonstruieren, damit er auch Klettverschlüsse öffnen kann."

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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