Nachtleben:Neustart für das X-Cess

Lesezeit: 2 min

Die Bar an der Sonnenstraße soll moderner werden

Von Sebastian Krass

Wenn es schon sein muss, dann ist die Osterzeit wohl eine gute Zeit, um eine Zeitlang zuzusperren. Tanzverbot, Urlaubssaison. Da wäre möglicherweise ohnehin nicht so viel los gewesen. Deshalb also ist das X-Cess nun dicht. Der Wirt Ismail Yilmaz, den ganz München nur als den Zeremonienmeister "Isi" kennt, sagt, dass es sein musste. Seit dem Umzug 2011 aus der Jahnstraße in die Sonnenstraße lief das X-Cess nicht mehr wie früher. Deshalb baut Isi nun um, sowohl räumlich als auch konzeptionell.

"Die alten Gäste werden immer weniger, wir müssen uns verjüngen", sagt er. Und professioneller soll das X-Cess werden - so eigenartig das klingt. Schließlich war es das doch ständige spontan-fröhliche Chaos, das dem X-Cess seinen einzigartigen Ruf in Münchens Nachtleben verschaffte. Eine Bar, in der jeder eine Nacht lang seine Musik spielen durfte, wenn er sich nur rechtzeitig in eine Liste eintrug. Mal lief Hip-Hop, mal Chansons, mal kruder Experimentalrock. Und die Gäste ließen sich drauf ein. Sie tanzten, und wenn es zu eng wurde zum Tanzen, dann tanzten sie einfach weiter. Man wusste nie, was einen erwartet im X-Cess, aber man wusste, dass einen was erwartet.

Vor drei Jahren musste das X-Cess seinen ursprünglichen Standort aufgeben. Und auf der Sonnenstraße, dem zentralen Teil der sogenannten Feierbanane, funktioniert das Versprechen des X-Cess offenbar nicht mehr. Früher war der Laden gern auch mal an einem Montag knallvoll. Zuletzt war er nur noch von Mittwoch bis Samstag geöffnet. "Die Leute, die hier weggehen, die wollen vorher wissen, was in einem Laden läuft", sagt Isi. Deshalb wird es künftig also ein professionelles DJ-Booking geben. Leute wie Florian Keller oder das Team von "Munich Open Minded" werden im X-Cess ihre Musik spielen. Livemusik, Jam-Sessions zum Beispiel, sind ebenfalls geplant.

Auch optisch wird sich einiges verändern. Isi und seine Leute verlegen das DJ-Pult auf die andere Seite. In der dadurch frei werdenden Nische unter der Treppe will Isi eine "Kuschelecke" einrichten. Die alte Tapete mit den Brüsten kommt weg, stattdessen kommt "was Bayerisches" an die Wand, kündigt der Wirt an. Was genau, das soll eine Überraschung sein.

Am vergangenen Samstag hat das X-Cess zugemacht. Am Freitag nach Ostern soll es wieder aufmachen - "wenn alles gut läuft", sagt Isi, "aber das schaffen wir schon irgendwie". Und was macht Isi selbst? "Ich werde weiter da sein, aber mich ein bisschen zurückziehen, mich nicht mehr so viel einmischen", sagt er. Er sei ja auch "ein bisschen reifer" geworden, er werde in diesem Jahr 50.

Trotzdem soll das X-Cess das X-Cess bleiben, soll die Idee weiterleben, daran klammert Isi sich. Er will künftig die alten Gäste und die neuen, die jungen Leute zusammenbringen, und er will auch weiter den weiblichen Gästen einen Lolli in die Hand drücken. "München braucht so einen Laden", sagt Isi. Die Frage ist nur, ob das X-Cess dieser Laden wieder sein kann.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: