Nachruf:Otto der Große

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Otto Braun-Falco hat ein Vierteljahrhundert die Dermatologie an der Universität München geprägt (Foto: dpa)

Der Mediziner Otto Braun-Falco ist im Alter von 95 Jahren gestorben

Er war einer der weltweit führenden Hautärzte und prägte die Dermatologie in München über Jahrzehnte: Otto Braun-Falco ist in der Fachwelt noch immer ein Name mit Nachhall. Der Professor war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler und Hochschullehrer, sondern auch ein leidenschaftlicher Arzt. Bis ins hohe Alter hat er publiziert. Jetzt ist der Mediziner im Alter von 95 Jahren in München gestorben.

Der gebürtige Saarbrücker konnte nach Kriegsdienst und Gefangenschaft sein Medizinstudium in Mainz beenden. Er war danach viele Jahre an der Uniklinik in Marburg tätig und hat sich schon früh einen so großen wissenschaftlichen Ruf erworben, dass er 1966 in die Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt wurde. 1967 kam er nach München, als Leiter der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Thalkirchner Straße, die er zu einem der führenden Forschungszentren in ihrem Bereich aufbaute. Bis zu seiner Emeritierung 1990 hatte er auch den Lehrstuhl für Dermatologie an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) inne.

Ehrendoktorate, Orden und Auszeichnungen zieren seine Karriere, vom Bundesverdienstkreuz bis zum "Orden der aufgehenden Sonne mit den goldenen Strahlen", den ihm der japanische Kaiser anlässlich eines Weltkongresses in Tokio verlieh. 1988 wurde Braun-Falco in die Bayerische Akademie der Wissenschaften gewählt.

Der Mediziner schrieb zahlreiche Standardwerke, seine "Derma-Bibel" begleitete Generationen von Hautärzten. So viele seiner Schüler machten an anderen Kliniken Karriere, dass intern scherzhaft vom "Otto-Versand" gesprochen wurde. Auch sein Sohn Markus Braun-Falco ist Dermatologe in München. Zu den Spezialgebieten des Vaters gehörten Diagnostik und neue Behandlungsverfahren bei Schuppenflechte, Hautkrebs und Allergien wie Neurodermitis. Als in den Achtzigerjahren Aids aufkam, hat er sich auch dieser Patienten angenommen, eine Stiftung gegründet und bei der Staatsregierung erwirkt, dass an seiner Klinik die erste psychosoziale Beratungsstelle im Freistaat eingerichtet wird.

"Das Wichtigste waren immer meine Patienten und die jungen Menschen, die Studenten und die Assistenten, die ich ausbilden durfte", sagte der Vielgeehrte immer wieder. Seine lange Gesundheit begründete der Doktor selbst mit seiner ungebrochenen Neugier am Leben und der Liebe zum Sport: Im Ruhestand ging er jeden Morgen schwimmen und Radfahren.

© SZ vom 18.04.2018 / mse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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