Nachruf:Beliebter Pionier

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Manfred Schmitt hat die Brustkrebs-Forschung entscheidend vorangebracht. Er war an mehr als 70 Patenten in diesem Bereich beteiligt. (Foto: M. Stobrawe / Klinikum rechts der Isar)

Krebsforscher Manfred Schmitt ist gestorben

Von Martina Scherf

Viele Frauen verdanken ihm indirekt ihr Leben, und vielen hat er durch seine Forschung eine belastende Chemotherapie erspart. Der Arzt und Biochemiker Manfred Schmitt, der 28 Jahre lang am Klinikum rechts der Isar tätig war, hat die Brustkrebs-Forschung in Deutschland entscheidend voran gebracht. Er gilt als Pionier der experimentellen Gynäkologie, sein Fokus lag auf individuellen Prognosen, die wiederum individuelle Therapien ermöglichten. Jetzt ist der international hoch angesehene Wissenschaftler im Alter von nur 70 Jahren selbst einem Krebsleiden erlegen.

Manfred Schmitt, 1947 in Nordenham geboren, hatte nach dem Abitur in Koblenz zunächst in Mainz Biologie und Chemie für das Lehramt studiert. Nach der Promotion 1981 ging er für zwei Jahre in die USA, anschließend ans Klinikum der Universität Bern. 1987 wechselte er in die Frauenklinik rechts der Isar. Von Anfang an hat er sich um eine enge Verbindung von Forschung und Klinik bemüht, was damals in Deutschland noch keineswegs üblich war. Heute gibt es ein ganzes Krebsforschungszentrum am Klinikum rechts der Isar; den Grundstein legte Schmitt vor mehr als 20 Jahren, indem er die erste Forschergruppe in einer universitären Frauenklinik gründete. ",From bench to bedside' (von der Laborbank ans Patientenbett) hieß das damals in den USA", sagt Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar. Der Professor sei nicht nur ein exzellenter Wissenschaftler gewesen, sondern auch ein nahbarer Hochschullehrer. "Er saß nicht im Elfenbeinturm." Alle seine Schüler seien selbst Professoren geworden. Auch unter Kollegen sei Schmitt beliebt gewesen. "Er war ein überaus lustiger und geselliger Mann", erzählt Kiechle, "und der erste Mensch, mit dem ich Polka tanzte."

Nach seinem Ruhestand im Jahr 2015 verlieh die TUM ihm den Titel Emeritus of Excellence. Er hinterlässt seine Frau, eine Tochter und eine Enkelin.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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